Antisemitismus und rechtsradikale Äußerungen aus der gesellschaftlichen Mitte. Das Gutachten zum Großspender Ehrhardt Bödecker

Nun ist es endlich raus: Nach monatelangem medialen Druck und rechtlichem Gezerre hat die Stiftung Humboldtforum das bislang geheim gehaltene Gutachten über Ehrhardt Bödecker, einem vom Förderverein Berliner Schloss eingeworbenen Großspender des Humboldtforums/ Berliner Schlosses, am 8. Mai 2023 veröffentlicht. Zuvor hatte der Intendant Hartmut Dorgerloh auf Drängen der Angehörigen des verstorbenen Privatbankers die Weitergabe verweigert, selbst gegenüber seinem Stiftungsrat, welcher die Erstellung des Gutachtens durch das Münchener Institut für Zeitgeschichte überhaupt erst veranlasst hatte. Anlass dazu war ein Bericht des Autors dieses Textes im Tagesspiegel vom Oktober 2021 1 gewesen, der erstmalig auf das antisemitische und rechtsradikale Gedankengut Bödeckers aufmerksam gemacht hatte, in dessen Folge auch die Spenderehrung im Eosanderportal auf Bitten der Familie entfernt worden war.

Von der Verletzung von Persönlichkeitsrechten, wegen der es zunächst vorgeblich nicht zur Veröffentlichung kam, ist nun keine Rede mehr: Das Gutachten wurde vollumfänglich ohne jegliche Schwärzung freigeben, aber seine Lektüre zeigt eine für alle Beteiligten unerfreuliche, ja belastende Geschichte auf.

Bödeckers Verbindungen zu den Kreisen der Neuen Rechten, Geschichtsrevisionisten und Rechtsradikalen erweisen sich als deutlich umfangreicher und intensiver als bislang bekannt. Die Behauptung Dorgerlohs, das Gutachten spreche Bödecker von dem Vorwurf des Rechtsradikalismus frei, 2 ist frei erfunden. Die Gutachter waren gar nicht beauftragt worden, hierzu Stellung zu nehmen, 3 doch das 146-Seiten lange Gutachten entkräftet die zuvor erhobenen Vorwürfe nicht, sondern untermauert sie kenntnisreich durch eine Fülle neuer Quellen und Einblicke. Die Familie Bödecker hatte den Autoren umfangreich Auskunft gegeben, was sie später offenbar bereute, war das Fazit der Gutachter doch wenig schmeichelhaft. Ehrhardt Bödecker habe als missionarischer Botschafter in „klischeevoller Unbedarftheit“ 4 und mit „kenntnisfernen Schlagworten“ 5 eine „Retrofiktion“ 6 propagiert, die verschwörungsideologische Züge aufweist. Bödecker stehe in einer Tradition von Weltbildern „in denen anonyme Mächte und klandestine Gruppen als eigentliche Bestimmungsfaktoren politischer und gesellschaftlicher Prozesse imaginiert werden.“ 7 Die parlamentarische Demokratie der Bundesrepublik unterzieht er in seinen Schriften einer radikalen Kritik, der er die Monarchie des Deutschen Kaiserreichs als gesellschaftliches Ideal entgegensetzt. In seinem Geschichtsbild ist Preußen-Deutschland 1918 und dann wieder nach 1945 Opfer einer angelsächsischen Verschwörung, des Marxismus, der Frankfurter Schule, aber auch der Sozialdemokratie, der Gewerkschaften und der freien Medien geworden.

Das Gutachten weist darauf hin, dass Bödeckers rechtslastige Ansichten schon lange vor dem Bericht im Tagesspiegel Auffallen erregt hatten. Bereits 2004 hat der Rechtsextremismusexperte Anton Maegerle einen Text Ehrhardt Bödeckers als typischen Fall einer neurechten Positionierung zwischen Konservativismus und Rechtsradikalismus benannt. 8 Vier Jahre später kritisierte der Generalstaatsanwalt des Landes Brandenburg Erardo Cristoforo Rautenberg Bödeckers Verherrlichung des undemokratischen Wilhelminischen Kaiserreichs als „führenden Rechtsstaat“ und „modernen Sozialstaat“. 9

Das Gutachten zeigt auch auf, welche Erlebnisse und Gedanken auf die Entstehung einer solchen Geisteshaltung Einfluss genommen haben mögen. Geboren 1925, war Bödecker zunächst HJ-Jungscharführer und Offiziersbewerber der Luftwaffe, bevor er als Infanterist der Fallschirmjäger im April 1945 in der Nähe von Wien schwer verwundet wurde. 10

Für Bödecker, so referierte er vor Rotariern in den 1961, zerbrachen mit dem Niedergang des NS-Regimes „unsere Prinzipien, unsere Ideale, unsere Begriffe von Vaterland, Heimat und Volksgemeinschaft, die Stallwärme der Kameradschaft. Alle diese Begriffe sollten plötzlich keinen Wert mehr haben. Man belehrte uns, daß wir unter einer falschen Fahne gekämpft hätten. Vom Helden und Schwertträger der Nation waren wir Soldaten über Nacht zu Verbrechern geworden.“ 11 Prägend für Bödecker war eine enge Verbindung zu seinem Großvater Bruno Pozdziech, einem überzeugten Monarchisten, der bis zu seinem Tod 1968 Kaiser Wilhelm verehrte. 12

 

Beheimatet in der „Neuen Rechten“

Bödeckers Geschichtsbild war unter anderem durch den Historiker Gerhard Ritter, 13 aber auch durch die Ideologen der Neuen Rechten Hellmut Diwald 14 und Caspar von Schrenck-Notzing 15 stark beeinflusst. In diesen Kreisen erfuhr er mit seinen Ideen den größten Widerhall sowie umfangreiche publizistische und propagandistische Unterstützung So rezensierten die Junge Freiheit und die Preußische Allgemeinen Zeitung (PAZ) nicht nur euphorisch seine Publikationen und Museumsausstellung und druckten Texte von ihm ab. 16 Die Junge Freiheit vertrieb auch seine Bücher 17 und organisierte einen Betriebsausflug 18 zu Bödeckers privatem Preußenmuseum in Wustrau. In der PAZ wiederum schaltete Bödecker Anzeigen, um sein Museum zu bewerben.

Zuspruch erhielt er auch von der rechtsextremen Zeitschrift Nation& Europa 19 und dem geschichtsrevisionistischen Vorsitzenden der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft (SWG) Reinhard Uhle-Wettler, dessen Text „Wie Political Correctness unser Geschichtsbild verzerrt“ Bödecker in der Schriftenreihe seines Museum nachdruckte, nachdem dieser in einem Sammlerband des rechtsextremen FPÖ Politikers Otto Scrinzi erscheinen war. 20 Die SWG publizierte ihrerseits Bödeckers Aufsatz „Antipreußische Gehirnwäsche“ 21 gemeinsam mit einem Aufsatz von Wilhelm von Boddien zum Berliner Schloss 22 und organisierte ebenfalls eine Reise zu Bödeckers Museum als Höhepunkt einer „Preußischen Spurensuche“. 23 Der spätere Vorsitzende der SWG Manfred Backerra, der durch Einladung rechtsextremer Referenten in die Führungsakademie der Bundeswehr 1999 einen Skandal ausgelöst hatte, verfasste die wohlwollenden Rezensionen zu Bödeckers Bücher für die Junge Freiheit. 24 Bereits 1993 hatte die SWG ein Plädoyer des ehemaligen NS-Kulturfunktionärs Niels von Holst für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses publiziert. 25seine Identität bewahren soll, vor allem auch als Hauptstadt des neuen vereinten Deutschlands, ist das Schloß genauso wiederaufzubauen“]

Bei der SWG kam auch der rechtsradikale Initiator des Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche Max Klaar zu Wort, und zwar in derselben Publikation, in der auch die erwähnten Aufsätze von Bödecker und von Boddien erschienen waren. 26 Klaar veröffentliche dann kurze Zeit später einen Text Bödeckers im Rundbrief seiner Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel. 27 Später vertrieb Klaar Bücher Bödeckers über den von ihm geleiteten „Verband deutscher Soldaten“ 28, dessen Zeitschrift auch Backerras Rezension von Bödeckers Büchern aus der Jungen Freiheit wiederveröffentlichte. 29 Dass Bödecker 2006 beim Berliner Kolleg des rechtsextremen Instituts für Staatspolitik einen Vortrag hielt 30 und sein Buch „Preußen und die Wurzeln des Erfolgs“ als Lizenzausgabe 2018 im rechtsradikalen Kopp-Verlag erschien, 31 vervollständigen das Bild seiner engen und intensiven Verflechtung mit rechtsradikalen Kreisen. So ist es wenig verwunderlich, dass der Gutachter Magnus Brechtken sich gegen die Behauptung Hartmut Dogerlohs verwahrte, das Gutachten spreche Bödecker vom Vorwurf des Rechtsradikalismus frei. 32

 

Rechtsradikal oder Rechtsextrem?

Rechtsradikalismus sollte mit Rechtsextremismus nicht gleichgesetzt werden. Rechtradikale Auffassungen sind von der Meinungsfreiheit gedeckt, auch wenn sie für einen grundsätzlichen Umbau der gesellschaftlichen Ordnung plädieren. In diesem Sinne spricht sich Bödecker für eine konstitutionelle Monarchie aus, und gegen die parlamentarische Demokratie, freie Medien, Gewerkschaften und politische Parteien. 33 Die meisten seiner Äußerungen sind eher nicht als extremistisch einzuordnen – auch wenn die Grenzen vom Rechtsradikalismus zum Rechtsextremismus fließend sind – ,  weil er nicht zum gewaltsamen Umsturz der grundgesetzlichen Ordnung aufruft, sondern sich in deren Rahmen bewegt. 34 Allerdings plädiert Bödecker für eine Entkriminalisierung extremistischer Auffassungen, wenn er beklagt, dass das „‘System‘ mit Verfassungsschutzeinrichtungen für seine Unangreifbarkeit“ sorge. 35 Der Verfassungsschutz widmet sich alleine extremistischen Positionen, während radikale im Rahmen der Meinungsfreiheit toleriert werden. Anfang November 2022 räumten Bödeckers Sohn Andreas und seine Gattin Elvira Tasbach dann selber ein, dass seine Texte selber „Thesen und Formulierungen enthalten, die falsch und teils sogar rechtsextrem sind.“ 36 Ein Jahr später aber verkündete der Intendant des Humboldtforums, Hartmut Dorgerloh: „Der in der Presse geäußerte Verdacht, der Förderverein habe von rechtsextremen Personen oder Institutionen Großspenden angenommen, hat sich nicht erhärtet. Damit ist die Voraussetzung für eine weitere konstruktive Zusammenarbeit zwischen der SHF und dem Förderverein geschaffen.“ Zudem sei Bödecker „weder rechtsextremistisch noch in einem rechtsradikalen Sinne antisemitisch gewesen“. Der Anwalt der Familie Bödecker und des Fördervereins Peter Raue behauptete anlässlich der Veröffentlichung des Gutachtens ein dreiviertel Jahr später darüber hinaus, der „angebliche“ Antisemit Bödecker hat erst in seinen letzten Lebensjahren problematisch Texten verfasst, von denen „bis zu seinem Tode niemand wusste“. 37 Doch das Gutachten, dessen Veröffentlichung Raue mit rechtlich nicht haltbaren Einwänden monatelang blockierte, stellt fest, dass derartige Äußerungen bis in das Jahr 1978 zurückreichen und zwei seiner Bücher aus den späten Lebensjahren noch in Auflagen von über 40.000 Exemplaren verbreitet worden waren. 38 Offenkundig geht es Raue nicht um Aufklärung, sondern um die Verteidigung der Interessen seiner Mandaten. Umso unerklärlicher ist es, dass die Stiftung Humboldtforum ihn als Gewährsmann für die Prüfung der ihr gegenüber geheim gehaltenen Großspender der Schlossfassaden akzeptierte. Wenig überraschend stellte die Kanzlei Raue für seinen Mandanten Förderverein Berliner Schloss bereitwillig fest, dass sie „keinen Hinweis auf rechtsradikale oder gar extremistische Spender finden“ kann. 39 Die Stiftung Humboldtforum nahm dies „gern zur Kenntnis“ und war der Auffassung, dass der Förderverein auch mit der Annahme der Spenden Bödeckers „nicht gegen die geltende Spendenrichtlinie verstoßen“ 40 habe. Laut diesen Richtlinien durften Zuwendungen nicht von Spendern angenommen werden, die gegen ethische Standards verstoßen. Es bleibt unerklärlich, warum Antisemitismus und Rechtsradikalismus offenbar nicht im Widerspruch zu den ethischen Standards des Humboldtforums stehen.

 

Antisemitismus

Ausführlich widmet sich das Gutachten den antisemitischen Äußerungen Bödeckers, deren Einordnung „bisweilen diffizil [sei], weil die ‚Argumente’ Bödeckers in manchen Annahmen und Vorstellungen bisweilen unklar und uneindeutig bleiben. Zugleich ist unübersehbar, dass Topoi antisemitischer Vorstellungswelten regelmäßig in der Metaphorik und den Argumentationsmustern mitschwingen oder auch explizit formuliert werden.“ 41 Die Gutachter sehen Bödecker als Vertreter eines Antisemitismus aus der gesellschaftlichen Mitte. Einige seiner Äußerungen „entsprachen einer ‚indirekten Kodierung radikaler Inhalte‘ – Bödecker sprach seine Relativierung verklausuliert aus.“ Damit werde radikales Gedankengut „sprachlich entradikalisiert und damit für ein größeres Publikum präsentabel (und akzeptabel) gemacht“, wie die Autoren mit Bezug auf die Antisemitismusforscherin Monika Schwarz-Friesel resümieren. 42

Aus den immer wieder vorhandenen antisemitischen Passagen in den Texten der Jahre 1978 bis 2010 gehe laut Gutachter „nicht hervor, dass Bödecker in seinen Äußerungen einen systematisierten oder aggressiven Antisemitismus vertrat, der von allen Gesprächspartnern oder Leserinnen sofort als solcher erkannt wurde, oder dass Antisemitismus für Bödecker eine bewusst handlungsleitende Funktion besaß. […] Bödeckers antisemitische Formulierungen erscheinen dabei in ähnlicher Weise als Ausdruck eines klischeehaften Welt- und Geschichtsbildes wie dies für eine Vielzahl seiner Formulierungen zur Geschichte gilt. Wissenschaftlich lässt sich dies als ‚sekundärer’ Antisemitismus und Reflex einer erstrebten Schuldabwehr lesen, der sich von der offenen Judenfeindschaft ‚primärer’ Antisemiten unterscheidet“. 43 Bei ihm führten Schamverdrängung und Erinnerungsabwehr  zu judenfeindlichen Einstellungen, „wie sie sich 2002 deutlich in Bödeckers Text ‚Vae Vicitis‘ artikulierten.“ 44 Dabei greife er auf die „in der NS-apologetischen Literatur verbreitete Entlastungsmuster“ zurück, wie sie insbesondere von dem rechten Ideologen Hellmut Diwalds entwickelt worden waren und Bödeckers Welt- und Geschichtsbild entsprachen. 45

 

Die Beziehung zum Förderverein

Im Gutachten erfährt man auch, dass Ehrhardt Bödeckers ein Schlossunterstützer der ersten Stunde war. Schon 1989 thematisierte er in einer Festschrift den Verlust des Berliner Schlosses, 46 und unterstütze den Förderverein Berliner Schloss seit seiner Gründung im Sommer 1992 finanziell. 47 Weitere Unterstützung erfuhr das Schlossprojekt durch das rechtslastige Preußen-Institut, welches Bödecker großzügig finanzierte. 48

Der Förderverein seinerseits bleibt seinem einstigen Großspender bis heute treu. Er bekennt sich „ohne jede Einschränkung“ 49 zu seinen Spendern, und wird für diese Standfestigkeit von der Jungen Freiheit gelobt. 50 Mehr noch: der Vorsitzende des Vereins Richard Schröder behauptete, die im Tagespiegel veröffentlichte Kritik am Antisemitismus Bödeckers beruhe auf verfälschten Zitaten, denen erst durch eigenmächtige Zusätze ein antisemitischer Drall verpasst worden sei. 51 Das Landgericht Berlin untersagte Schröder diese wahrheitswidrige Darstellung, 52 aber Dank Hartmut Dorgerlohs Behauptung, einige der in der Presse geäußerten ‚Verdächte‘ hätten sich nicht erhärtet, 53 jubelte der Förderverein, die einst im Tagespiegel veröffentlichen Vorwürfe von Philipp Oswalt seien haltlos und der Förderverein damit „voll rehabilitiert“. 54 In einem Fernsehinterview ging der Anwalt des Fördervereins Peter Raue zum Gegenangriff über und sagte, Oswalt habe „mit seinen ins Blaue hinein aufgestellten Behauptungen“ dem Förderverein Schaden zugefügt. 55

Die Junge Freiheit titelte erfreut: „Humboldt-Forum rehabilitiert ‚rechte Spender’“. 56 Diesen Artikel wiederum übernahm der Förderverein 1:1 auf seiner Website. 57 Zu den Spendern des Humboldtforums gehören die Junge Freiheit, der Herausgeber der Zeitung Dieter Stein und ihr Autor Dr. Claus Wolfschlag, die allesamt im Portal IV des Humboldtforums für ihre Spendentätigkeit gewürdigt wurden. In einem Schreiben der Stiftung Humboldtforum an den Förderverein hatte Intendant Dorgerloh im Winter 2021/22 zunächst verlangt, dieser müsse diese Spenden zurückzahlen, da die Zeitung Positionen vertrete, die „nicht den ethischen und moralischen Standards des Humboldt-Forums“ entsprechen. 58 Doch davon ist keine Rede mehr. Der Förderverein hatte keine Absicht, auf Abstand zur Jungen Freiheit zu gehen. Warum auch, wo man viele Einstellungen teilt.

Im Kontext der Debatte um seine fragwürdigen Spender rief der Förderverein einen „Kulturkampf“ aus, sprach von „überhitztem Säkularismus“, Verlust „abendländischer Identität“, einem „Akt der Tyrannei“ und „kollektiver Amnesie“, gar „Gehirnwäsche“ 59, S. 35/36] und kritisiert die „deutschen Leitmedien“. 60Für ihn liegt die Relevanz des Neubaus des Schlosses nicht zuletzt darin, sich diesen Fehlentwicklungen entgegenzustemmen.

Aber auch bezüglich der Einstellungen zu rechtsradikalen Haltungen ist man zuweilen nicht weit voneinander entfernt. Für den Vereinsvorsitzenden Richard Schröder ist der Begriff des Rechtsextremismus „viel zu schwammig für ein Ausschlusskriterium“. 61 Er nimmt die AfD und die Junge Freiheit vor Kritik in Schutz 62 und findet es völlig normal, wenn man in einer Zeitschrift publiziert, in der auch Holocaustleugner veröffentlichen. 63 Er sieht in der Leugnung des Holocausts eine Meinungsäußerung, deren Verbot er als Einschränkung der Meinungsfreiheit problematisiert. 64 Und so hat sich der Förderverein bis heute nicht von seinem antisemitischen und rechtsradikalen Spender Bödecker distanziert, und die Stiftung Humboldtforum nicht vom Förderverein. Der Förderverein betreibt bis heute in den Räumen des Humboldtforums einen Laden und Informationsort, in dem er ungehindert sein Gedankengut verbreitet.

FUSSNOTEN & QUELLENANGABEN

  1. Philipp Oswalt: Preußentum und Antisemitismus: Ehrt das Humboldt Forum einen Mäzen mit rechtsradikaler Gesinnung? Tagesspiegel, 27.10.2021
  2. Pressemitteilung vom 21.11.2022 „Transparenz dank Gutachten und neuer Spendenrichtlinie“. Dort hieß es: „Das Gutachten über Ehrhardt Bödecker kommt allerdings auch zu dem Ergebnis, dass er weder rechtsextremistisch noch in einem rechtsradikalen Sinne antisemitisch gewesen sei.“
  3. Schreiben der BKM an Philipp Oswalt von 4.Mai 2023
  4. Magnus Brechtken, Gregor Hofmann (Institut für Zeitgeschichte): Ehrhardt Bödecker und seine Position in historisch-politischen und historiographischen Themen, München-Berlin, September 2022, S. 126
  5. Ebenda, S. 127
  6. S. 129
  7. S. 132
  8. S. 92f, verweist auf: Anton Maegerle, Autorengeflecht in der Grauzone. Blätter zwischen Konservatismus und Rechtsextremismus, in: Rechte Netzwerke – eine Gefahr, hrsg. v. Stephan Braun und Daniel Hörsch, Wiesbaden 2004, S. 35-43. dort S. 38
  9. S. 96, verweist auf: Erardo Cristoforo Rautenberg, Schwarz-Rot-Gold: Das Symbol für die nationale Identität der Deutschen, hrsg. v. Aktionsbündnis gegen Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, Potsdam 2008, dort S. 67.
  10. S. 5f.
  11. S. 37, dort zitiert nach Nachlass Ehrhardt Bödecker, Ordner Rotary-Vorträge, Ego-Bericht, Mai 1961, S. 5. Der vorletzte Satz des Zitat lautete im Manuskript zunächst vor einer Überarbeitung Bödeckers: „Alle diese Begriffe hatten plötzlich keinen Wert mehr.“
  12. S. 19f, S. 77. U.a. widmete Bödecker sein erstes Buch “Die europäische Tragödie“ seinem Großvater.
  13. Insbesondere S. 89, 131
  14. S. 47 – 51, 78, 100
  15. S. 112, 119
  16. U.a. S. 92-94, 118, 124
  17. S. 122, 124
  18. S. 94
  19. S. S. 124
  20. S. 96f.
  21. S. 14, verweist auf Deutschland-Journal (2001)
  22. Ebenda, S. 29 – 31, im Gutachten nicht erwähnt
  23. S. 94, Reinhard Uhle-Wettler berichtete über diese Reise dann im Deutschland-Journal
  24. S. 121f., 118, 124
  25. Niels von Holst: Ein Bonner „Palazzo Prozzo“ statt des Stadtschlosses? Fragen zur Zeit 1993, S. 53ff. (nicht im Gutachten erwähnt). Dort heißt es: „Wenn Berlin […
  26. Deutschland-Journal, Fragen zur Zeit 2001, S. 21-28, nicht im Gutachten erwähnt.
  27. S. 103, Ehrhardt Bödecker, Vae Victis, wehe dem Besiegten. Die Beilage zum Rundbrief – November 2002, online: http://web.archive.org/web/20120224023353/http://preussischeskulturerbe.de/rundbriefe/november2002.html
  28. S. 118, 125. Der Buchvertrieb erfolgte über die Verbandseigene Zeitschrift „Soldat im Volk“
  29. S. 122
  30. S. 14
  31. S. 126
  32. Email von Magnus Brechtken an Philipp Oswalt vom 24.11.2022
  33. Siehe dazu S. 136 f.
  34. Zur Unterscheidung zwischen Radikalismus und Extremismus siehe etwa https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/41312/wann-spricht-man-von-rechtsextremismus-rechtsradikalismus-oder-neonazismus/
  35. Ehrhardt Bödecker: Vae Victis, wehe den Besiegten. Schriften Brandenburg-Preußen Museum 1, Wustrau 2002, S. 13
  36. Brief von Elvira Tasbach und Andreas Bödecker an Monika Grütters, Hartmut Dorgerloh und Wilhelm von Boddien vom 3.11.2021.
  37. „Einflussnahme durch Spenden? Eine infame Unterstellung“. Peter Raue im Gespräch mit Christiane Peitz und Rüdiger Schaper, Tagesspiegel 8./9. Mai 2023
  38. S. 121f.
  39. Pressemitteilung der Stiftung Humboldtforum vom 21.11.2022 „Transparenz dank Gutachten und neuer Spendenrichtlinie“
  40. Pressemitteilung vom 21.11.2022 „Transparenz dank Gutachten und neuer Spendenrichtlinie“
  41. S. 98
  42. S. 107
  43. S. 110
  44. S. 106f.
  45. S. 99f.
  46. S. 61
  47. S. 13, 82
  48. S. 81f.
  49. Wilhelm von Boddien, in Berliner Extrablatt Nr. 97, Mai 2022, S. 2
  50. JF-TV, Kampf ums Berliner Schloss, 17.6.2022, veröffentlicht auf youtube.com
  51. Richard Schröder, in Berliner Extrablatt Nr. 97, Mai 2022, S. 6 (Originalfassung, nach Gerichtsurteil im Juli 2022 geändert)
  52. Landgericht Berlin, AZ O 214/22, 6. Juli 2022 und 25. August 2022
  53. Pressemittelung vom 21.11.2022 „Transparenz dank Gutachten und neuer Spendenrichtlinie“. Dort hieß es „Der in der Presse geäußerte Verdacht, der Förderverein habe von rechtsextremen Personen oder Institutionen Großspenden angenommen, hat sich nicht erhärtet.“ Und: „Das Gutachten über Ehrhardt Bödecker kommt allerdings auch zu dem Ergebnis, dass er weder rechtsextremistisch noch in einem rechtsradikalen Sinne antisemitisch gewesen sei.“
  54. Rundbrief des Fördervereins, Dezember 2022. Sowie Schloss-Information Dezember 2022 zum Erschienen des Berliner Extrablatt Nr. 98 „Beachten Sie den überaus wichtigen Beitrag ‚Keine Rechtsradikale oder Rechtsextremisten unter den Großspendern des Fördervereins‘, in dem es um die massiven Vorwürfe von Philipp Oswalt gegen den Förderverein und seine Spender geht bzw. dass seine Vorwürfe nachweislich haltlos sind.“
  55. Rbb Kultur – Das Magazin, 9.11.2022 | 18:30
  56. 22.11.2022
  57. https://berliner-schloss.de/blog/pressespiegel/berliner-schloss-humboldt-forum-rehabilitiert-rechte-spender/ Dort ist der Text mit einem anonymen Leserkommentar versehen, in dem es heißt: „Gut! Also spenden Sie kräftig weiter im Rahmen der vom Förderverein vertretenen Rechtsstaatlichkeit. Es ging ohnehin nur noch um ein ,,Gesicht-Wahren“ der Machthabenden im HF, die von den Linken in Politik, Medien und in eigener Reihe zu der Zurückzahlungsforderung von Herrn Professor Dorgerloh im vergangenen Jahr (s. Berliner Extrablatt, Dezember 2021) gedrängt wurden. Das Gutachten des IfZ dürfte irrelevant sein. In einer Demokratie kann/darf man im Rahmen der Rechtsstaatlichkeit auch falsche Meinungen vertreten, zumal als Laie. Daran seien die intoleranten Toleranzprediger*innen in Medien, Politik, Zivilgesellschaft und anderswo erinnert.“
  58. „Berliner Schloß: Humboldt-Forum rehabilitiert ‚rechte Spender’“ Junge Freiheit vom 22. November 2022
  59. Berliner Extrablatt Nr. 97 [2022
  60. Ebenda, S. 49
  61. ebenda, S. 5
  62. ebenda, S.7
  63. ebenda, S.6
  64. ebenda