• Ahornböden und Fichtendecken

    Der Weg zum Violinunterricht führt an den ebenerdigen Fenstern eines Geigenbauers vorbei. Entweder hobelt er kleine Späne von Fichtendecken und Ahornböden, oder er schnitzt an einer Schnecke.

    Im Sommer weht ein festlicher Duft von frischem Holz und Lack aus dem Haus. In kalten Wintern wachsen Eisblumen an den Fenstern, dicht wie Vorhänge. (mehr …)

  • Fußball Spiele

    Jedenfalls sagte die oberbayerische Hebamme, während sie auf meinen kleinen Hintern haute: »Scho wieder so a damisches Weibsbild!« Es war eine Frage der Höhe des Trinkgelds. So waren die Spielregeln 1937.

    Das erste Fußballspiel in einem richtigen Stadion, in einer richtigen Stadt erlebte ich im Alter von zwölf Jahren, kurz nach dem Krieg. Die Pubertät begann mich in Atem zu halten. Doch war ich noch nicht groß genug, von meinem Stehplatz aus über eine Wand von Männerrücken zu sehen.

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  • Vogelfederleichtigkeit

    Im eintönigen Grau der Halle sitzt eine schmale Frau in leuchtend rotem Mantel. Sitzt regungslos, allein, als feuriger Farbfleck in der dämmrigen Zwischenwelt des Flughafens Marco Polo in Venedig. Auch ich bin – wie die Dame – zu früh am Zürich-Gate. Sie ist die Witwe eines Schweizer Schriftstellers, der es noch zu Lebzeiten in den Schulstoff geschafft hatte. Ich setze mich ein paar Reihen hinter die Frau in eine der Hartplastikschalen. Wir beide, zwei Witwen, warten ergeben wie vor dem Altar. (mehr …)