Merkur-Gespräche 8: Sind die Museen überfordert? Vom Nutzen und Nachteil des Sammelns für das Leben

Die öffentlichen Museen in Europa sind fast ausnahmslos aus Sammlungen hervorgegangen, zu denen zuvor nur ein beschränkter Personenkreis Zugang hatte. Im Museum konnten diese einem breiten Publikum permanent zugänglich gemacht werden. Noch immer bildet die eigene Sammlung den Lebensnerv der allermeisten Häuser. Allerdings haben sich die Gewichte im Lauf der Geschichte massiv verschoben. Seit dem musealen Gründungsboom des 19. Jahrhunderts, mit dem der Generalauftrag zur ständigen Erweiterung der bestehenden Sammlungen einherging, sind die Bestände stetig angewachsen, zugleich kamen (und kommen) immer wieder neue Sammlungsfelder hinzu.

Konnten die Museen als Ausstellungsorte mit dieser Wachstumsdynamik bisher schon nicht mithalten, werden sie künftig immer weniger dazu in der Lage sein. Dass ein Haus auch nur einen Großteil seiner Bestände permanent zeigen kann, dürfte deshalb immer mehr zur Ausnahme werden. Die öffentlichen Museen werden zwar noch immer an ihrer Leistung als Ausstellungsorte gemessen. Tatsächlich aber müssen sie einen immer größeren Teil ihrer Ressourcen darauf verwenden, ständig wachsende Depotbestände zu verwalten.

Wenn sich Museen aber offenbar zunehmend in Archive verwandeln, wirft das drängende Fragen auf: Gibt es Wege, Depotbestände öffentlich zugänglich zu machen? Wie zukunftsfähig ist die Logik ständigen Wachstums? Welche Museen können sich das Sammeln angesichts steigender Marktpreise und steigender Unterhaltskosten überhaupt dauerhaft leisten? Sind die kleineren Häuser finanziell und personell nicht schon damit überfordert, überhaupt ein attraktives Ausstellungsprogramm bieten zu können? Welche Sammelgebiete haben Aussicht, auch langfristig öffentlich gefördert zu werden? Welche Sammlungen werden auf lange Sicht auf der Strecke bleiben? Müssten Museen nicht auch methodisch Ent-Sammeln?

Das achte Merkur-Gespräch beginnt mit einer Begrüßung durch Kathrin Baumstark, der Kuratorin des Bucerius Kunst Forums. Auf dem Podium diskutieren dieses Mal die Professorin für Kulturerbe und Museumswissenschaften und ehemalige Museumsdirektorin Lisa Kosok (HCU Hamburg), Museumsberater und ehemaliger Direktor und Professor des Instituts für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin Michael Fehr, der Leiter des Filmarchivs der Deutschen Kinemathek Martin Koerber, die Leiterin der Sammlung für Fotografie und neue Medien des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg Esther Ruelfs und Kunsthistoriker und Museumsdirektor  Christoph Martin Vogtherr (Kunsthalle Hamburg).

Die Veranstaltung findet statt am Montag, den 27. März 2017, im Ian Karan Auditorium des Bucerius Kunst Forums, Rathausmarkt 2, 20095 Hamburg. Beginn ist 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Wir bitten um Anmeldung unter redaktion@merkur-zeitschrift.de.

Die Reihe Merkur-Gespräche wird gefördert von der Gerda Henkel Stiftung und der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S.

 

TeilnehmerInnen

  • Michael Fehr ist Museumsberater und war bis 2014 Direktor und Professor am Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin. Von 1987 bis 2005 war er Direktor des Karl Ernst Osthaus-Museums der Stadt Hagen und fungiert seit 2003 als geschäftsführender Vorstand des Werkbundarchivs – Museum der Dinge, Berlin. Als Kurator war er zuletzt u.a. für das Nationale Kunstmuseum der Ukraine in Kiew tätig und arbeitet z.Z. an der Re-Etablierung des Museums Altranft – Werkstatt für ländliche Kultur im Oderbruch mit.
  • Martin Koerber leitet seit 2007 das Filmarchiv der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen in Berlin. Seit 2003 ist er Professor für Restaurierung von Audiovisuellem und Fotografischem Kulturgut an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.
  • Lisa Kosok ist Museumswissenschaftlerin, Historikerin und seit 2016 Professorin für Kulturerbe und Museumswissenschaften an der HafenCity University Hamburg. Lisa Kosok war als Direktorin und Kuratorin an verschiedenen Museen tätig u.a. beim Hamburger Museum der Arbeit, dem Museum für Hamburgische Geschichte und dem Europäischen Hansemuseums in Lübeck.
  • Esther Ruelfs ist Leiterin der Sammlung Fotografie und neue Medien am Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Als freie Kuratorin hat sie verschiedene Ausstellungsprojekte im Bereich Fotografie und zeitgenössische Kunst u.a. für das Museum Folkwang Essen, die Sammlung Fotografie am Münchner Stadtmuseum und das Museum der Moderne Salzburg realisiert.
  • Christoph Martin Vogtherr ist Kunsthistoriker und seit 2016 Direktor der Kunsthalle Hamburg. Zuvor war er Kurator und Direktor der Wallace Collection in London, Kurator für romanische Malerei bei der Stiftung preußische Schlösser und Gärten und arbeitete mehrere Jahre an Forschungsprojekten der Getty-Stiftung.

 

Programm

19:00     Begrüßung durch Kathrin Baumstark vom Bucerius Kunst Forum. Eröffnung des Gesprächs durch Christian Demand und Ekkehard Knörer vom Merkur

19:15     Gespräch zwischen Lisa Kosok und Christoph Martin Vogtherr

19:45     Gespräch zwischen Esther Ruelfs und Martin Koerber

20:15     Kurze Pause

20:30     Respondenz durch Michael Fehr, anschließend Diskussion mit Lisa Kosok, Esther Ruelfs, Martin Koerber und Christoph Martin Vogtherr

21:00     Verabschiedung durch Christian Demand und Ekkehard Knörer vom Merkur

 

Kontakt

Redaktion Merkur im Klett-Cotta Verlag

Mommsenstr. 27, 10629 Berlin

Tel.: 030/327 09-414 – Fax: 030/327 09-415

redaktion@merkur-zeitschrift.de

www.merkur-zeitschrift.de