Presseschau: Sexismus an Hochschulen
Seit Anfang Juli entsteht im Blog das Dossier zum Thema Sexismus an Hochschulen, welches gemeinsam mit dem Merkur betreut, redigiert und herausgegeben wird von Alina Herbing und Lena Vöcklinghaus. Neben eigenen Beiträgen im Dossier haben sie mit anderen über ihre Arbeit daran geredet und eigene Artikel veröffentlicht. Auf dem Wepsert-Blog gibt es ein Interview mit Lena Vöcklinghaus unter anderem über ihre direkte Beteiligung als Redakteurin und darüber, dass es auch in diesem Dossier Grenzen des Sagbaren gibt. Und in der Süddeutschen Zeitung spricht Alina Herbing in einem Artikel die kleinen Dinge wie die sogenannte Scherzkommunikation an, in denen Sexismus zum Ausdruck kommt. Wie schon in ihrem Beitrag im Merkur-Blog geht es auch um die Bedeutung der nicht so kleinen Dinge wie Männergemeinschaften und Fakten in Form von Prozentzahlen.
Das ist nur ein Ausschnitt aus der medialen Resonanz der Debatte. Im Folgenden findet sich eine Liste von Beiträgen (in der Reihenfolge ihres Erscheinens), in denen auf die Diskussion reagiert wurde.
Theresia Enzensberger fordert gleich zu Anfang auf piqd eine „offensivere Haltung“, versteht aber auch die Schwierigkeiten, die mit konkreten Benennungen einhergehen können.
Ebenfalls auf die Anfänge der Debatte reagiert Anna Fastabend in der Freitag mit ihrem Artikel Die Quote auch für Schreibschulen? Unbedingt!, in welchem sie auch zusammenfasst, warum die Diskussion immer noch/schon wieder notwendig ist.
„Nur weil etwas nicht greifbar ist, ist seine Nichtexistenz noch nicht bewiesen“, schreibt Katharina Teutsch in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und betont damit die Schwierigkeit, sexistische Strukturen überhaupt aufzudecken und ausformulieren zu können. Dennoch kann jede Frau „den ungreifbaren Hildesheimer Sexismus mit greifbaren Folgen erleben“, wie auch mit den hier veröffentlichten Erfahrungsberichten gezeigt wird.
Die Dozentin Annett Gröschner teilt auf piqd ihre eigenen Erfahrungen und kommt zu dem Schluss, dass Frauen „sich selbst ermächtigen müssen.“
In Die Welt warnt Mara Delius vor der „Subjektivitätsfalle“, in welche man schnell hineingerät, wenn es bei bloßen, unpräzisen Beschwerden bleibt. Aus dieser Falle muss herausgefunden werden, um „das Thema Sexismus unverkrampft ernst zu nehmen.“
Erste Folgen, die sich in Hildesheim am Institut bemerkbar machten, fasste die Hildesheimer Allgemeine Zeitung zusammen. Dazu gehören zum Beispiel die Gründung der Studierendengruppe SOLO und eine Institutsversammlung zur öffentlichen Diskussion.
Einen Kommentar zu Katharina Teutschs Text aus der FAZ veröffentlichte Hannah Lühmann auf Facebook. Sie betont die „Wichtigkeit von gründlichem, theoretisch reflektierten Nachdenken über solche Dinge“, wofür sie den Artikel lobt. Außerdem merkt sie selbst, dass das Sprechen darüber immer das Risiko birgt, als Übersensibilität wahrgenommen zu werden.
In Schule für Schreiben und Sexismus gibt Kornelius Friz in der taz nord einen Überblick über die Entwicklung der Debatte, hebt Erfolge hervor, aber auch noch zu überwindende Hindernisse: „Ein Bewusstsein für die Macht des Sprechenden scheint bei manchen Beteiligten noch nicht angekommen zu sein.“
Katy Derbyshire schreibt auf dem Blog love german books aus der Perspektive einer „mehrfachen Außenseiterin“ im Literaturbetrieb. Ihr Wunsch ist es, „zu baden in Büchern von unangepassten Autorinnen“.
Ähnlich wie im Merkur sind in der Welt viele verschiedene Stimmen gesammelt worden, die klarstellen sollen, wie sexistisch der Literaturbetrieb wirklich ist. Die Antworten der Frauen, die alle auf verschiedene Weisen mit dem Literaturbetrieb zu tun haben, zeigen jedoch, dass es eine Vielfalt an Perspektiven gibt. Diese müssen wie hier miteinander in Austausch treten, damit etwas erreicht werden kann.
Anna Fastabend hat die vier Autorinnen Maren Kames, Kathrin Bach, Alina Herbing und Juliana Kálnay in der Süddeutschen Zeitung interviewt. Sie reden unter anderem über das (un)bewusste Lesen von Büchern von Autorinnen, ihre Studienzeit am Hildesheimer Institut und Verbesserungsvorschläge.
Ein Gespräch mit SOLO-Sprecherin Tatjana von der Beek und Juniorprofessor Simon Roloff kann man auf den Seiten des Deutschlandfunk Kultur nachhören.
Auf dem Wepsert-Blog gibt es neben dem Interview mit Lena Vöcklinghaus eine Übersicht zu den erschienenen Beiträgen. Ricarda Kiel findet dabei einen roten Faden: Es geht darum, „wie dankbar die strukturell Benachteiligten so oft sind, und wie klein uns das hält.“
Paul Jandl lernt in Traurige alte Männer, exotische junge Frauen in der Neuen Zürcher Zeitung, dass Sexismus auch subtil daherkommen kann.
Auf dem prosanova-Blog sind, neben anderen Beiträgen, zuletzt Forderungen der Studierendengruppe SOLO erschienen. Die Hauptpunkte sind Verantwortungs- und Problembewusstsein, Weiterbildung zur Verschärfung dieser, die Gestaltung eines diskriminierungsfreien Studienalltags, Evaluation sowie die Gründung einer unabhängigen Kommission.
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