Merkur-Preis 2022 für Samira Akbarian und Benedikt Sepp

Der Merkur-Preis für herausragende Dissertationen, gestiftet 2019 von der Ernst H. Klett Stiftung Merkur, wird für das Jahr 2022 erstmals und ausnahmsweise doppelt vergeben. Die Preissumme von 3.000 Euro wird dementsprechend ebenfalls verdoppelt.

Ausgezeichnet wird zum einen die Rechtswissenschaftlerin Samira Akbarian (Goethe-Universität Frankfurt) für ihre Studie zum Thema Ziviler Ungehorsam als Verfassungsinterpretation. Ausgezeichnet wird zum anderen der Zeithistoriker Benedikt Sepp (LMU München) für die Arbeit Das Prinzip Bewegung. Theorie, Praxis und Radikalisierung in der West-Berliner Linken (1961−1972).

Samira Akbarian beschäftigt sich in ihrer von Prof. Dr. Uwe Volkmann betreuten Dissertation mit der hochaktuellen Frage nach den Potentialen und Gefahren zivilen Ungehorsams für Demokratie und Rechtsstaat. Dabei verschränkt sie auf überzeugende Weise rechtsphilosophische, verfassungsrechtliche und demokratietheoretische Gesichtspunkte mit politisch-ethischen Fragestellungen, wobei Akbarian den zivilen Ungehorsam ausdrücklich „nicht als Gegensatz zu, sondern als Ergänzung“ politischer Repräsentation verstanden wissen will.

Benedikt Sepp nähert sich in seiner Dissertation (betreut von Prof. Dr. Sven Reichardt, Universität Konstanz) demselben Phänomen aus anderer Perspektive. Materialreich und detailliert zeichnet er nach, welchen Einfluss die Theoriebildung der antiautoritären Bewegung der „Neuen Linken“ auf die radikaldemokratische Praxis des zivilen Ungehorsams in der Bundesrepublik seit den 1960er Jahren hatte. Der zentrale Gesichtspunkt ist dabei die Frage nach der „wechselseitigen Abhängigkeit und gegenseitigen Hervorbringung von ‚Theorie‘ und ‚Bewegung‘ in den Vorstellungen und in der Praxis“ der damaligen Akteure.

Der Merkur-Preis wird einmal im Jahr für eine Dissertation aus den Geistes-, Kultur-, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vergeben, deren fachliches, methodisches und literarisches Niveau überdurchschnittlich ist und die ihren Gegenstand aus einer in produktiver Weise unkonventionellen Perspektive in den Blick nimmt. Für den Preis infrage kommen Arbeiten, die in den vorangegangenen drei Jahren eingereicht, in deutscher Sprache verfasst und nicht bereits mit einem anderen Preis ausgezeichnet wurden (ob verteidigt oder nicht, ob publiziert oder nicht, spielt hingegen keine Rolle).

Über die Vergabe des Preises entscheiden die Mitglieder von Kuratorium und Vorstand der Stiftung im Einvernehmen mit den Herausgebern der Zeitschrift Merkur. Geeignete Dissertationen sucht die Stiftung über die Vermittlung von Akademiker/innen aus den o.g. Disziplinen aus. Empfehlungen sind willkommen, Eigenbewerbungen hingegen nicht möglich.