Beim Denken eines Anderswo. Zu den Film- und Videoarbeiten der documenta fifteen
1971 gibt Sun Ra mehrere Konzerte in Kairo. Nach Ägypten reist der Jazzmusiker, Poet und Denker mit viel Gepäck, weil die Zeit der Pharaonen für ihn, der die Vorstellungen von schwarzer Kultur wie kaum ein anderer seiner Zeitgenossen prägt, eine mythologische Basis darstellt. Aus diesem glorreichen Vorvorgestern leiten sich der Entwurf und der Traum einer Zukunft ab, so dass die Nöte der Gegenwart – die Segregation in den Südstaaten der USA ist erst seit wenigen Jahren aufgehoben – überwindbar erscheinen. Der nach vorne, nach hinten, zur Seite und in den Kosmos mäandernde Zeitfluss des Afrofuturismus umschließt die Pyramiden von Gizeh, und die Ägypten-Reise ist für Sun Ra eine Rückkehr in ein imaginäres Zuhause. (mehr …)
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