• Tiflis

    Meine Tifliser Freundin Khatuna hat sich in den zwei Jahren der Corona-Pandemie die Augen verdorben. Weil sie wegen ausbleibender Touristen ihren Beruf als Reiseleiterin nicht mehr ausüben konnte, nahm sie einen schlechtbezahlten Job im Callcenter des Otto-Versands an, der ihr 500 Euro im Monat dafür bezahlt, dass sie die Anrufe deutscher Kunden entgegennimmt, die bei ihr einen Kühlschrank bestellen wollen oder sich über ausbleibende Lieferungen beschweren. Nach zwanzig Jahren in Hamburg spricht sie ein tadelloses Deutsch mit norddeutschem Akzent, was ihr gelegentlich einen Heiratsantrag von Anrufern aus den Hansestädten einbringt, aber nicht verhindern konnte, dass sie vom Starren auf den Bildschirm kurzsichtig wurde. (mehr …)