Sprachwandel und Ereignisgeschichte

Sticks and stones will break my bones, but words (or names) will never hurt me. Wie alle Sprichworte enthält auch dieses eine eindeutige Wahrheit. Wer einmal zusammengeschlagen worden ist, weiß aus Erfahrung, daß sich hier mehr ereignet hat als Sprache leisten kann. Aber wie alle Sprichworte gibt uns auch dieses nur eine Teilwahrheit kund. Wer die sticks and stones beschwört, möchte nämlich einer sprachlichen Aggression entgehen. Auch Worte können vernichten. Herodot berichtet uns, wie die Verlesung von Briefen des Darius ausreichte, um die Leibwache des Oroites umzustimmen und den zu ermorden, den zu bewachen sie angestellt war, nämlich Oroites selber. (Histories apodexis, 3,28).

Für unsere Fragestellung nach dem Verhältnis von Geschichte und Sprache läßt sich jedenfalls daraus schließen, daß die Geschichte im Vollzug ihres Geschehens und daß die Sprache, die davor, dabei oder danach gesprochen wird, verschiedene Seinsweisen haben. Die gegenwärtige Methodendebatte[1. Vgl. John E. Toews, Intellectual History after the Linguistic Turn. In: The American Historical Review, Nr. 4, Oktober 1987.] über Intellectual History ist geneigt, die harte Antithese von Wirklichkeit und Denken, von Sein und Bewußtsein, von Geschichte und Sprache zu relativieren. Statt dessen werden weichere Antithesen verwendet, die sich leichter aufeinander beziehen lassen, etwa meaning and experience, die sich gegenseitig bedingen oder erläutern, oder gar text und context, hinter dem sich sprachliche und nichtsprachliche Bedingungen verstecken. Die Soziologie des Wissens und die Sprachanalyse konvergieren gleichsam, wenn meaning und experience aufeinander bezogen werden. Die Berechtigung solcher methodischer Verfahren sei unbestritten, denn jede Sprache ist geschichtlich bedingt und jede Geschichte ist sprachlich bedingt. Wer wollte leugnen, daß alle konkreten Erfahrungen, die wir machen, nur durch Sprache vermittelt zu Erfahrungen werden und somit Geschichte möglich wird. Gleichwohl möchte ich daran festhalten, Sprache und Geschichte analytisch zu trennen, weil beide nicht zur Gänze aufeinander bezogen werden können. Dies ist meine These, die ich zu erläutern suche. Zwischen Sprechen und Tun bzw. zwischen Sprechen und Leiden bleibt eine Differenz, auch wenn Sprechen eine Sprachhandlung ist und auch wenn Tun und Leiden sprachlich vermittelt werden. Diese Differenz soll uns also beschäftigen.

Dabei werde ich in drei Schritten vorgehen.[2. Zur Entlastung von Anmerkungen sei auf drei meiner Aufsätze verwiesen: (I) zusammen mit Hans Georg Gadamer, Hermeneutik und Historik. Heidelberg: Carl Winter 1987; (II) Sozialgeschichte und Begriffsgeschichte. In: Wolfgang Schieder/Volker Sellin (Hrsg.), Sozialgeschichte in Deutschland, Bd.1. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1986; (III) Erfahrungswandel und Methodenwechsel. In: Christian Meier/Jörn Rüsen (Hrsg.) Historische Methode. München: dtv 1988.] Zuerst werde ich den Blick auf einige vor- und außersprachliche Bedingungen menschlicher Geschichte lenken; zweitens werde ich die Relation von Sprache und Geschichte im Vollzug der Ereignisstiftung, d. h. des Geschehens selber, umreißen; drittens werde ich die Relation zwischen Sprache und Geschichte ex post, nach dem einmal erfahrenen Ereignis und seiner Zusammenhänge skizzieren.

Vorsprachliche Bedingungen menschlicher Geschichte

Es gibt zahlreiche naturale Vorgaben, geologischer, geographischer, biologischer und zoologischer Art, die die Menschen mit den Tieren teilen, ohne die aber auch keine Geschichte möglich ist. Jede historische Anthropologie muß sich mit derartigen Vorgaben beschäftigen, die als quasi naturale Bedingungen in das Reich der Geschichte hineinragen. Man mag diese Bedingungen, die die Menschen mit den Tieren teilen und die insofern auch vor- und außersprachlich sind, metahistorisch nennen. Drei solcher metahistorischer Bedingungen möglicher Geschichten will ich erläutern.

Erstens handelt es sich um die Spanne zwischen Geburt und Tod, die die Menschen mit den Tieren teilen. Ihr korrespondiert die Bipolarität der Geschlechter, die Generativität, ohne die es keine Abfolge der Generationen gäbe. So ist die Spanne zwischen Geburt und Tod für den Menschen eine Endlichkeitsbestimmung, die Geschichten ermöglicht und hervorlockt. Die Abfolge der Generationen führt zu verschiedenen, einander überlappenden Erfahrungsräumen, die sich abschichtig einander ausschließen. Darin sind diachrone Konflikte angelegt, die sich ohne institutionelle Regelungen nicht vermitteln lassen. Die für jede Geschichte konstitutive Spannung zwischen früher oder später, ja selbst das Zufrüh und das Zuspät, fußt auf eben dieser naturalen Vorgabe von Generativität, Geburt und Tod. Und es ist der Tod, den der Mensch bekanntlich gewaltsam vorwegzunehmen fähig ist, um vermeintlich über seine Geschichte besser verfügen zu können. Nicht nur das Sterbenmüssen, das durch Vorsorge hinausgeschoben werden kann, sondern ebenso das Totschlagenkönnen, das die Lebensspanne der anderen abkürzt, gehört zu den natural bedingten, anthropologischen Vorgaben zahlreicher Geschichten, die wir kennen.

Zweitens teilt der Mensch mit den Tieren die immer gültige Differenzbestimmung zwischen innen und außen. Keine menschliche Handlungseinheit kommt zustande, die sich nicht nach innen ein- und nach außen abgrenzt. Auch in diesem formalen Oppositionspaar liegen die Bedingungen möglicher Geschichten beschlossen, sei es der umkämpfte Rückzug in eine Höhle oder die erstrittene Umfriedung eines Hauses, oder sei es die Ziehung einer Grenze, die einen Konflikt auslöst oder beendet, oder seien es Initiationsriten, Asylplätze, Schwurverbände, Prüfungsysteme und Zulassungsbedingungen, die heutige Handlungseinheiten stiften oder die Mitgliedschaft einer politischen Gemeinschaft, in die man üblicherweise hineingeboren wird – immer bleibt die Innen/Außen-Bestimmung konstitutiv für die Konflikte und für deren Regelungen, kurz für die Geschichten, die wir alle kennen. Das gilt auch, wenn die erhöhte Komplexität der heute einander sich überlappenden und durchdringenden Binnen- und Außenräume die Erkenntnis unserer Weltgeschichte enorm erschwert.

Drittens ist zu nennen eine Differenzbestimmung, die der Mensch mit seinen zoologischen Verwandten teilt, die Hackordnung oder in griechisch-alteuropäischer Terminologie, die Zuordnung von Herr und Knecht, formalisiert: die Opposition von oben und unten. Selbst wenn die politische Kunst menschlicher Selbstorganisation darauf zielt, durch Verfahrensregeln oben und unten austauschbar zu machen und insofern Gleichheit zu ermöglichen, oder die Abhängigkeiten zustimmungsfähig zu machen und insofern Freiheit zu sichern – an der formalen Vorgabe notwendiger Oben/Unten-Beziehungen hat sich deshalb noch nichts geändert. Auch die Verwandlung von personaler Herrschaft in vermeintlich anonyme Verwaltung, also die funktionale Ausdifferenzierung unserer Gesellschaft, kann die jeweils funktionalen Oben/Unten-Relationen nicht beseitigen.

Zusammengefaßt: früher/später, innen/außen, oben/unten sind drei Oppositionsbestimmungen, ohne die keine Geschichte zustande kommt, wie auch immer sie im einzelnen wirtschaftlich oder religiös, politisch oder sozial oder aus allen empirischen Faktoren sonstwie sich zusammensetzt. Diese Skizze ist plakativ, gewiß, aber sie soll mein erstes Argument erhärten, daß Sprache und Geschichte nicht zur Gänze aufeinander beziehbar sind. Die drei genannten formalen Oppositionspaare bestimmen bereits vorsprachlich die konkreten Geschichten.

Selbstverständlich werden alle genannten Formalbestimmungen, die der Mensch mit den Tieren teilt – Geburt und Tod, Generativität, Abgrenzungen nach innen und außen, nach oben und unten – von den Menschen sprachlich erfaßt und kraft der Sprache sozial überformt oder politisch geregelt. Keine Handlungsgemeinschaft, die sich nicht sprachlich selbst bestimmt. Fast immer ist es die Teilhabe an einer bestimmten Sprachgemeinschaft, die darüber befindet, ob jemand dazugehört oder ausgeschlossen bleibt. Fast immer ist es die Fähigkeit, bestimmte Sprechweisen oder Spezialsprachen zu beherrschen, die darüber entscheidet, ob jemand höher oder tiefer, oben oder unten in der Gesellschaft sich bewegen kann. Fast immer gibt es unterschiedliche Sprachnormen, die generationsspezifisch die Erfahrungen und Hoffnungen der Alten oder der Jungen diachron sortieren. Der Mensch als sprachliches Wesen kann gar nicht umhin, die metahistorischen Vorgaben sich sprachlich einzuverwandeln, um sie zu regeln und zu steuern, soweit er es vermag. Dennoch bleiben elementare, aus der Natur ableitbare Vorgaben erhalten, an denen sich alle Sprache vergeblich abarbeitet. Was sich im Rahmen der genannten Vorgaben zum Ereignis schürzt, ist mehr als sprachlich beherrscht werden kann.

Wenn die bewegliche Innen/Außen-Abgrenzung zum leidenschaftlichen Gegensatz von Freund und Feind zugespitzt wird, wenn der unentrinnbare Tod durch Totschlag oder Selbstopfer überboten wird, wenn die Relation zwischen oben und unten zur Versklavung und unaufhebbarer Demütigung oder zur Ausbeutung und zum Klassenkampf führt, ja selbst wenn die Spannung zwischen den Geschlechtern der Entwürdigung dient – immer dann entstehen Ereignisse, Ereignisketten, Ereigniskatarakte, die sich der Sprache entziehen, auf die jedes Wort, jeder Satz, jede Rede nur noch reagieren kann. Ja es gibt Ereignisse, die einem die Sprache verschlagen, zum Verstummen zwingen, auf die – vielleicht – nur noch mit Schweigen geantwortet werden kann. Es sei nur erinnert an die Sprachlosigkeit der Deutschen, als sie 1945 mit ihrer Katastrophe konfrontiert wurden, in die sie so unendlich viele Menschen und Völker hineingezogen hatten. Und jeder Versuch, eine der Massenvernichtung angemessene Sprache zu finden, scheint bis heute zu scheitern. Und jede Anstrengung, die Erinnerung sprachlich zu stabilisieren, kommt für die Betroffenen, das Ereignis selbst zu spät. Diese Differenz zwischen einer Geschichte im Vollzug ihres Geschehens und ihrer sprachlichen Verarbeitung bleibt in jedem Fall konstitutiv für deren Beziehung. Das gleiche gilt nun auch für die Sprache, die den Ereignissen vorausliegt und die als gesprochene oder geschriebene Rede die Ereignisse auslösen hilft. Damit komme ich zu meinem zweiten Gesichtspunkt.

Gesprochene Sprache, Handlungsalternativen und Ereignisfolgen

»Es gibt so manches, was man in Worten nicht erklären kann, wohl aber durch die Tat. Anderes ist in Worten möglich, aber eine erhellende Tat geht nicht daraus hervor«. Diese scharfsinnige Differenzbestimmung stammt von Herodot. (Histories apodexis, 3,72). Er hat sie Darius in den Mund gelegt, als die berühmte Debatte um die Thronfolge in Persien geführt wurde, deren Ausgang noch völlig offen war. Es gibt wohl wenig Sprachzeugnisse in der Weltgeschichte, die so häufig zitiert worden sind wie dieser Streit um die beste Verfassung, die einzuführen sei, ein Streit, der damals zugunsten der Monarchie, auf Kosten der Aristokratie und der Demokratie entschieden wurde – kraft der damals wenn nicht besseren, jedenfalls stärkeren Argumente.

Die philologisch-kritische Frage, ob die Verfassungsdebatte eine sophistische Einlage des Herodot sei, ob die Argumente erfunden und den Persern nur in den Mund gelegt worden seien oder ob die offene und umstrittene Thronfolge diese oder jedenfalls ähnliche Argumente tatsächlich hat entstehen lassen (eine Version, für die manches spricht)[3. Vgl. Hans-Friedrich Bornitz, Herodot-Studien. Berlin: de Gruyter 1968.] – das alles braucht uns hier nicht zu interessieren. Jedenfalls hat Herodot eines geleistet: er hat die sprachlichen Vorleistungen dargestellt, die Handlungskonzepte, die einer politischen Aktion, der Inthronisierung des Darius, vorausgingen. Das heißt, er hat methodisch bewußt das Augenmerk auf jene Spannung gelenkt, die zwischen gesprochener Rede und ihrer Ereignisfolge obwaltet. Die diskutierenden Perser haben ihre Erfahrungen möglicher politischer Organisationsform auf ihre Begriffe gebracht. Damit haben sie nicht nur einmalige, sondern strukturelle Handlungsalternativen formuliert. Anders gewendet, sie sprachen über wünschbare oder weniger wünschbare, über mögliche Geschichten und nicht über die tatsächliche Geschichte, die sich danach, einmalig und bestimmt, eingestellt hat.

Damit hätten wir, dank Herodot, ein erstes Ergebnis. Die gesprochene Sprache ist immer zugleich mehr oder weniger, als die wirkliche Geschichte in ihrem Vollzug einlöst. Sie vor allem befindet über die Möglichkeit einer Geschichte in actu, hat also eine andere temporale Struktur als die Ereignissequenz selbst. Das zeigt sich nun auch an der Wirkungsgeschichte dieses Textes. Indem er Möglichkeiten zwischenmenschlicher Verfassung thematisiert, zwar situativ einmalig, aber argumentativ übergreifend, enthält er ein prognostisches Potential, das über den einmaligen Anlaß hinausgreift. Indem eine offene Entscheidungslage diskutiert wird, werden Argumente aus der Erfahrung abgerufen, die allgemeinere Geltung beanspruchen (und das gilt mutatis mutandis auch für die Debatten, die uns Herodot vor jedem Kriegsausbruch überliefert): die Vor- und Nachteile einer Demokratie, einer Aristokratie und einer Monarchie werden gegeneinander abgewogen. Die Argumente selbst gehen nicht in der Situation auf, auf die sie bezogen sind. Damit werden sie übertragbar und wiederholbar. Davon zeugen nun mehrere Revolutionsprognosen, die im 18.Jahrhundert die Ereignisse nach 1789 nicht im einzelnen, aber strukturell vorausgesagt haben.

Derartige Voraussagen sind zahlreich, teils geleitet von der Wünschbarkeit einer einmaligen und völligen Veränderung aller bisherigen Geschichte, teils geleitet von der bisherigen historischen Erfahrung, die sich, sprachlich gespeichert, abrufen ließ. Was immer an empirischen Argumenten in die Prognosen einging: die Analyse der französischen Zustände, die vorausgesehene Parallele zur englischen Revolution samt Königsprozeß und drohendem Vorbild Cromwells, die Texte des Tacitus, Sallusts, des Polybios und Thukydides – ein Element taucht durch alle abgerufenen Zeitschichten immer wieder auf, die Verfassungstypologie des Herodot. Und hier ist es vor allem der immanente Ereignisablauf, wie ihn bereits damals Darius, der Sieger des Disputes vorausgesagt hatte. Darius verteidigte die Monarchie derart, daß jede Demokratie zu blutigen Parteiungen führe, deren Anhänger sich auf eine Aristokratie einigten; der Konkurrenzkampf der Aristokraten führe zur Durchsetzung des Stärksten – also solle man gleich eine Monarchie etablieren, um sich die blutigen Umwege zu ersparen. Genau dieses Deutungsmuster schlägt nun bei unseren Autoren des 18.Jahrhunderts durch. Die realistischste Prognose der kommenden Revolution stammt von Friedrich dem Großen, die am weitesten reichende und scharfsinnigste von Diderot. Für beide Autoren werde die kommende Revolution ein Bürgerkrieg sein, in dessen Verlauf zwar die gegenwärtigen Monarchien stürzen, an dessen Ende aber die Diktatur eines starken Mannes stehe, dem sich die freiheitstrunkenen zerstrittenen Bürger freiwillig unterwerfen würden – so Diderot. Wieland, einer der besten Kenner antiker Texte, hat sogar anderthalb Jahre vor dessen Staatsstreich die Diktatur Bonapartes vorausgesagt.[4. Im Neuen Teutschen Merkur, März 1798. – Dazu Reinhart Koselleck, Die unbekannte Zukunft und die Kunst der Prognose. In: Attempto, H.70/71, Universität Tübingen 1984/85.]

Es ist eine gemeinsame Signatur des Argumentationspotentials von Herodot und der Prognosen, die sich implizit auf seine Sätze stützen, daß die Sprache Erfahrungssätze auf den Begriff gebracht hatte, die vor der politischen Aktion deren Ablauf beeinflussen sollten. Es handelt sich um Diagnosen in prognostischer, also auch in pragmatischer Absicht, um eine Zukunft zu beeinflussen, die im einzelnen unbekannt, in ihren geschichtlichen Möglichkeiten aber erkennbar ist. Solche verfassungsimmanenten Konfliktlagen und ihre Handlungsalternativen hat Herodot erstmals aufgezeigt, Grundmuster menschlicher Selbstorganisation und der in ihnen angelegten Gefahren. Nur die Sprache transportiert derartige Informationen – durch alle Umformulierungen und Anreicherungen hindurch, um wieder verwendet werden zu können.

Es gehört nun zu den einmaligen Leistungen des Thukydides, daß er diese Spannung zwischen Reden und Tun zur zentralen Achse seines Geschichtswerkes erhoben hat.[5. Vgl. John H. Finley, Thucydides. Cambridge (Mass.): Harvard University Press 1942.] Alle seine – erfundenen – Reden und Dialoge sind so konzipiert, daß sie, der wirklichen Situation der Handelnden entsprechend, immer in eine noch unbekannte Zukunft hinein gesprochen werden. Thukydides hat, mehr noch als Herodot, den Widerspruch thematisiert, der zwischen der tatsächlichen Geschichte und dem was davor, dabei und danach darüber gesprochen wird, immer wieder aufbricht. Mehr noch, er hat uns gezeigt, daß dieser Widerspruch geradezu konstitutiv ist für die Erfahrung von Geschichte überhaupt. Dies zu vermitteln war seine methodische Leistung, indem er die wirklichen Ereignisse, die er diachron referiert, in den Reden der Beteiligten auf ihre Ermöglichung hin zur Sprache gebracht hat. Heute würden wir sagen, in den Reden und Dialogen ist die Theorie der damaligen Geschichte enthalten. Aber Thukydides hat die theoretischen Prämissen nicht abstrakt und generell, sondern als konkrete Handlungsmaximen konfligierender Handlungseinheiten entwickelt, d.h. er hat die sprachlichen Vorleistungen der Geschichten in actu thematisiert. Er hat uns gelehrt, wie Argumente die Lage verändern und zugleich verfehlen können. Die gern genannte Dauerhaftigkeit der politischen Lehren, die Thukydides aufzuweisen suchte, – sie liegt methodisch gesehen in der reflektierten Spannung, die zwischen Reden und Handeln, zwischen logoi und erga, aber auch zwischen Sprechen und Meinen, zwischen außersprachlichen Gründen und ausgesprochenen Vorwänden, kurz, zwischen Sprache und geschichtlicher Wirklichkeit obwaltet und so und nicht anders Geschichte konstituiert.

Es sei nur an den Melierdialog erinnert, der, modern formuliert, alternative Wenn/Dann-Aussagen, Bedingungsprognosen zur Sprache gebracht hat. Indem die Melier ihre rechtlich begründeten Hoffnungen mit der kommenden Wirklichkeit verwechselten, handelten sie sich den Tod ein, den sie nicht voraussahen. Die Athener beriefen sich unverhohlen auf ihre Macht, die sie dann brutal durchsetzten und der sich zu unterwerfen den Meliern zunächst noch freistand. Was wirklich geschah, fügt Thukydides in drei Sätzen hinzu. Die Melier wurden hingerichtet, ihre Frauen und Kinder versklavt. Keine Sprache kann dieses Ereignis selbst mehr einholen. Und was wirklich geschah, konnte auch der Dialog nicht vorwegnehmen. Wohl aber hat er gezeigt, welche Strukturen möglichen Handelns in der Rede verpackt waren. Und diese Strukturen sind es, die sprachlich wieder abgerufen werden können, die analog verwendbar, also wiederholbar sind. Emil Hacha 1939 in Berlin und Alexander Dubcek 1968 in Moskau haben das gewußt, als sie sich zur Unterwerfung bereitfanden. Sie haben die Folgelasten im Widerstreit zwischen Macht und Recht auf sich genommen, denen sich die Melier zu entziehen suchten: wie sich hinterher erweisen sollte, um den Preis ihres Todes. Was du sagst, wird zum Ereignis, indem es sich dir entzieht.

Nun, die empirischen Handlungsbedingungen in Melos, in Berlin und in Moskau waren völlig verschieden, die politischen, sozialen, ökonomischen und die ideologischen Voraussetzungen je andere. Aber die sprachlich vorformulierten Alternativen, unter deren Zwang gehandelt werden mußte, waren analog, auch wenn 25 Jahrhunderte dazwischen liegen. Natürlich sind in der Perspektive der Ereignissequenz auch alle Sprechakte einmalig und unwiderrufbar. So war es der athenische Beschluß zum Angriff auf Melos, so waren es die Befehle, in Berlin und in Moskau, Prag zu besetzen. Und wie oft in der Geschichte möchte man ein einmal ausgesprochenes Wort zurückrufen, weil es die Lage unwiderrufbar verändert hat. Aber Herodot und Thukydides haben uns mit ihrem unverstellten Blick gezeigt, daß in der gesprochenen Sprache mehr enthalten ist als ihre je einmalige Artikulation zu erkennen gibt. Sie haben uns gezeigt, daß in den einmaligen Handlungsalternativen geschichtliche Möglichkeitsstrukturen aufscheinen, die wieder abrufbar, insofern nicht einmalig, sondern wiederholbar sind.

Deshalb haben wir es mit verschiedenen Wirklichkeitsebenen zu tun, auf deren einer sich die unwiderrufbare Sukzession der Geschehnisse abspielt, während die Sprache mögliche Ereignisse vorwegnimmt, die, unter anderen Bedingungen, wieder möglich sind, nicht sein müssen. Sie bündelt in sich, als Speicher der Erfahrung, die Bedingungen möglicher Ereignisse. Und wie viele Geschichten gibt es, die nie zustande gekommen, weil sie verhindert oder verhütet worden sind. Derartige Geschichten, etwa der von Bismarck 1875 vermiedene Präventivkrieg gegen Frankreich, sind nur als sprachlich überlieferte Alternativen greifbar, deren blutige Möglichkeit später, 1914, realisiert worden ist, mit Folgen, die keiner gewollt und niemand vorausgesehen hat.

Eine Folgerung bietet sich also aus der Differenzbestimmung an, die wir bisher dargestellt haben: die sprachlichen Wiederholbarkeiten und die unüberholbare Sequenz der Ereignisse kennzeichnen die unterscheidbaren temporalen Strukturen, auch wenn beide im Alltag ununterscheidbar aufeinander einzuwirken pflegen. Das sei im folgenden näher erläutert.

Jede Sprache ist eine enorme Abstraktionsleistung. Wie John Stuart Mill in Use and Abuse of Political Terms sagt: Die Menschheit hat viele Ideen, aber nur wenig Worte. Die Zahl der Wörter ist begrenzt, während die damit zur Sprache gebrachten Sachverhalte, Ideen, Menschen, Gegenstände, Möglichkeiten und Wirklichkeiten potentiell unbegrenzt sind. Auch Syntax und Semantik bleiben begrenzt, deshalb haben sie eine längerwährende Stabilität. Insofern liegt die Wiederholbarkeit einmal ausformulierter Erfahrungssätze, die wir bei Herodot und Thukydides kennengelernt haben, in der größeren Dauerhaftigkeit einmal getroffener Aussagen beschlossen. Sie können die Anlässe, die in die Ereignisgeschichte eingehen, überdauern. Und wenn neue Erfahrungen in den Sprachhaushalt integriert werden, wie etwa in der Jahrtausende währenden, sich enorm differenzierenden Verfassungsdebatte[6. Vgl. Heinrich Ryffel, Metabole politeion. Der Wandel der Staatsverfassungen. Bern: Haupt 1949.] oder in dem anhaltenden, immer neu und anders aufbrechenden Streit zwischen Macht und Recht, dann hat die Semantik eine langsamere Änderungsgeschwindigkeit als die Ereignisse selbst. Die sprachliche Festlegung einmal gefaßter Erfahrungen verhindert ihren radikalen Wandel, wie wir ihn aus der Ereignisgeschichte kennen.

Diese These läßt sich erhärten, wenn wir unseren Blick auf konkrete Sprachhandlungen innerhalb bestimmter Sprachen lenken. Dann zeigt sich, daß eine Sprache nicht nur Erfahrungen speichert, die den Einzelfall überdauern. Ebenso begrenzt eine jeweils gesprochene Sprache eben diese Erfahrungen, weil sie, dank der konkreten Sprache, nur so und nicht anders ausgedrückt werden können.

Nehmen wir ein vergleichendes Beispiel[7. Ich beziehe mich auf ein in Bielefeld laufendes Forschungsprogramm, das die Anredeformen, die Lexikographie zum Bürgertum und die Wahlrechtsargumente in Deutschland, England und Frankreich vergleicht.], die Wahlrechtsdebatten, die seit der Französischen Revolution in Großbritannien, Frankreich und Deutschland ausgetragen wurden, und die realgeschichtlich ohne Zweifel eine gemeinsame Signatur der Demokratisierung zu erkennen geben. Aber dieser sogenannte Trend vollzieht sich sprachlich in sehr verschiedenen Zeitrhythmen.

In Frankreich finden wir die griffige Opposition von citoyen versus bourgeois, die, von Diderot einmal in die Encyclopedie eingeführt, seitdem den politischen Diskurs strukturiert. Wer sich auf Vorrechte des Besitzes berief, wie in den Wahlordnungen von 1795, 1816 und 1830, der stand semantisch unter dem Verdacht, nur bourgeoise Interessen statt allgemeine Bürgerrechte zu vertreten, wie sie seit der Revolution jedermann zukommen sollten. Hierin waren sich Bonapartisten und radikale Republikaner einig, die alternierend ihre Verfassung auf den Boden des allgemeinen Wahlrechtes stellten.

In Deutschland war die Debatte semantisch völlig anders vorgeprägt. Hier kannte man nur den Bürger, der aber war ständisch festgelegt. Umgangssprachlich war es der Stadtbürger, seine Gegenbegriffe waren der Bauer und der Adel. Im Zuge der Spätaufklärung wurde der künstliche Begriff eines Staatsbürgers – analog dem citoyen – hinzuerfunden, gelangte aber nicht in die politische Alltagssprache. Weitere Differenzierungen ein und desselben Grundbegriffs folgten: der Kleinbürger, der Großbürger, auch der Spießbürger, aber damit verlor der Bürgerbegriff um so mehr seine theoretische Eindeutigkeit und politische Durchschlagskraft, die dem citoyen innewohnte. Die deutsche Wahlrechtsdebatte verhedderte sich – vor 1848 – zwischen Besitzinteressen und ständischen Privilegien, die obendrein regional völlig verschieden gestreut waren.

Genau diese drei Faktoren wußte das britische Parlament pragmatisch zu vereinen. Ohne auf die allgemeinen Bürgerrechte im französischen Sinn zurückzugreifen, vollzog sich die Debatte zweigleisig. In der herkömmlichen, aus dem Mittelalter stammenden Rechtssprache wurde die Anzahl der privilegierten freemen, burgesses oder burgher wahlkreisweise und regional verschieden angehoben. Die Tradition ganz konkreter einmaliger Rechtsbestimmungen wurde gewahrt. Die Begründung aber war modern, innovativ. Es ging darum, die bisher nicht vertretenen Interessen der neuen middle classes in den Argumentationshaushalt des Parlamentes einzubeziehen. Und das ist gelungen.

Was zeigen uns diese Beispiele im Vergleich? Was außersprachlich ein und dieselbe Bewegung indiziert, den sogenannten Trend der Demokratisierung, die wachsende Teilhabe zunehmender Schichten an Gesetzgebung und politischer Machtausübung – das ist von der jeweiligen Sprache her völlig verschieden gemeistert worden. Oder besser sollte man sagen: der Trend zur Demokratisierung ist sprachlich völlig verschieden induziert worden.

In Frankreich haben wir eine Grundsatzdebatte, die ihre dualistischen, polemischen Leitbegriffe – ständische Vorrechte versus staatsbürgerliche Gleichheit – aus der Aufklärung bezog. Deren Begriffe haben sich in der Revolution allgemein und dauerhaft durchgesetzt. – In Deutschland bediente man sich der gleichen Argumente, aber sie waren nicht eindeutig auf den mehrdeutigen Bürgerbegriff zurückführbar. Der Bürgerbegriff blieb plurivalent, weil er de facto noch weit zurückreichende ständische Erfahrungsgehalte in sich speicherte. – In Britannien schließlich wurden gerade diese traditionellen Rechtsbestimmungen beibehalten, aber innovativ angereichert, die die neuen Erfahrungsgehalte, eben die Interessen der middle classes, in die politische Arena einzubeziehen erlaubten – aber auch nicht mehr.

Was folgt daraus für unsere Fragestellung nach dem Verhältnis von Sprache und Geschichte? Die konkreten Begriffe, um die herum sich die politische Debatte zentriert, sind an die geschichtlichen Erfahrungsgehalte zurückgebunden, die einmal in diese Begriffe eingegangen sind. Anders gewendet: die größere Dauerhaftigkeit, die der Sprache ganz allgemein innewohnt – unser erstes Argument -, zeigt in der jeweils einmaligen Sprechsituation verschieden gestaffelte zeitliche Tiefenstrukturen.

In Frankreich hat die einmal gewonnene Plattform der Revolutionssprache seit 1789 schnell und gründlich verhindert, daß ständische Privilegien legitimationsfähig blieben. Genau dies war die semantische Vorgabe, die in Deutschland die Wahlrechtsdebatte verunsicherte. Der Bürgerbegriff schwankte zwischen altständischen Gehalten und staatsbürgerlichen Postulaten, die sich nicht leicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen ließen. In Britannien wurde das Problem pragmatisch gelöst. Staatsbürgerrechte kamen nicht zu Wort. Vielmehr hielt man an der Jahrhunderte alten Rechtskraft stadtbürgerlicher und wahlkreisbezogener Begriffe fest, um sie gleichzeitig durch eine soziologische Terminologie zu überholen, die geeignet war, neue Erfahrungen der industriellen Gesellschaft auf neue Begriffe zu bringen, nämlich die interests der middle classes.

Jede synchron gesprochene Sprache, mit deren Arsenal argumentiert wurde, enthielt also diachron verschieden tief gestaffelte Vorgaben, die den Argumentationshaushalt ebensosehr erschlossen wie begrenzten. Die verwendeten Begriffe hatten eine diachrone Schubkraft verschiedener zeitlicher Herkunft, über die die Sprecher nicht willkürlich, keinesfalls souverän verfügen konnten.

Begriffe haben demnach eine andere zeitliche Binnenstruktur als die Ereignisse, die sie auslösen helfen oder die sie erfassen sollen. Dieser Befund gilt selbst für die neuzeitlichen Bewegungsbegriffe, die seit dem 18.Jahrhundert unseren gesamten Sprachhaushalt auf einen notwendigen Wandel, auf Wechsel und auf planbare Veränderung hin einstimmen. Die zentralen Leitbegriffe lauten Entwicklung, Fortschritt, Geschichte selber, Reform, Krise, Evolution und eben Revolution. Es sind nun genau diese Begriffe, die rein semantisch einen eigentümlich stabilisierenden Effekt auslösen. Sie stellen sprachliche Gemeinsamkeiten durch alle politischen Lager her, worüber auch im einzelnen gestritten wird. Den Status quo als solchen zu verteidigen fiel seit der Französischen Revolution, und mehr noch im Horizont der industriellen Revolution, zunehmend schwer. Und reaktionär zu sein haben selbst die Reaktionäre nie von sich behauptet. Ein Minimum an Veränderungsdruck wurde von allen politischen Lagern akzeptiert. Die Bewegungsbegriffe ließen semantisch keine Wahl. Nur die Frage, ob dem Veränderungsdruck standzuhalten, nachzugeben oder zuvorzukommen sei, trennte die Positionen.

So argumentierten, um ein Beispiel zu geben[8. Vgl. den Artikel »Revolution, Rebellion, Aufruhr, Bürgerkrieg« im 5. Bd. der Geschichtlichen Grundbegriffe (Stuttgart: Klett-Cotta 1984).], der radikale Linkshegelianer Ruge und der katholische Konservative Baader beide unter der Zwangsalternative »Reform oder Revolution«. Beide suchten eine blutige Revolution durch Reformen zu verhindern. Nur über das Ausmaß der Reformen, die einer Revolution zuvorkommen sollten, wurde gestritten. Über Richtung und Tempo der Veränderung ging die Auseinandersetzung – der Veränderungszwang selbst war im Begriffsnetz der Bewegungsbegriffe allgemein vorgegeben.

Selbst wenn die neuzeitlichen Bewegungsbegriffe auf stetige Änderung verweisen oder hindrängen – die Begriffe selbst sind, epochenspezifisch, von erstaunlicher Stetigkeit und wiederholbarer Anwendungsfähigkeit, auch wenn sie in praxi völlig verschiedene Aktionsprogramme begründen helfen. (Hier liegen übrigens die semantischen Schwellen, die Marx und Engels nicht überschreiten konnten. Ihr stetiges Dauerziel einer endgültigen Revolution verhinderte es, die tatsächlichen Veränderungen der sich laufend reformierenden kapitalistischen Gesellschaft pragmatisch angemessen wahrzunehmen.)

Unsere These, daß sich die Sprache langsamer wandelt als die Ereignisketten, die sie auslösen hilft und zu begründen hat, läßt sich also auch für die beschleunigte Moderne aufrechterhalten, nicht nur für den großen Zeitraum zwischen Herodot und Diderot, auf den wir uns anfangs bezogen haben.

Freilich gibt es immer Gegenbeispiele spontaner sprachlicher Innovation, die in der Sprachgeschichte selber Ereignischarakter haben, Fälle, wo die Pragmatik stark genug ist, sich der langfristig vorgegebenen Semantik zu entziehen. Die Anwendung der Interessenlehre auf die neu so genannten middle classes wurde schon erwähnt, ebenso Diderots Stiftung der handlungsanleitenden Gegenbegriffe, die den bourgeois immer schon unter Ideologieverdacht stellten. Beide Innovationen waren von großer, aber auch stabilisierender Folgewirkung. Ein Beispiel aus dem deutschen Bereich, und typisch für diesen, sei hinzugefügt. »Bund« ist ein Grundbegriff der deutschen Sprache.[9. Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 (1972).] Geprägt wurde er im Spätmittelalter, und er indiziert seitdem ein Strukturmerkmal der deutschen Verfassungsgeschichte, wodurch diese sich wesentlich von der Geschichte der Nachbarstaaten unterscheidet – bis heute. Luther verwendete nun diesen politischen Ausdruck, um »berith« aus dem Alten Testament zu übersetzen. Das hatte theologische, aber eben deshalb auch politische Folgen.

Einen Bund, so lautete die Lehre, könne nur Gott stiften, er entziehe sich menschlicher Verfügungsgewalt. Damit scherte »Bund« aus dem sich reichsrechtlich organisierenden Sprachgebrauch des politischen Protestantismus aus. Der heute so genannte Schmalkaldische Bund hat sich damals nie so benannt. Politische Autonomieansprüche, die sich aus der religiösen Reformation ableiteten, blieben auf die reichsrechtlich privilegierten Herrscher und Städte beschränkt, die sich in »Ligen« und »Unionen« zusammenschlossen. Politische Autonomie war den Gläubigen als den Teilhabern am Bund Gottes versagt. Der theologische Bundesbegriff blieb auf die reine Religion beschränkt, und dies sehr im Unterschied zum englischen Begriff des covenant, dessen zugleich religiöse und politische Bedeutung sich gegenseitig steigerten, um die Revolution 1640 ff. zu legitimieren.

Die diachrone Schubkraft des lutherischen antipolitischen, theologischen Bundesbegriffs hat lange gewährt. Ein Endpunkt sei genannt. 1847 wurden Marx und Engels aufgefordert, ein »Glaubensbekenntnis des Bundes der Kommunisten« abzufassen. Die spezifisch deutschen, die theologischen Implikationen sind unüberhörbar. Deshalb entschieden sich Marx und Engels für eine radikale Neuformulierung. Statt ein Glaubensbekenntnis des Bundes der Kommunisten schrieben sie das Manifest der Kommunistischen Partei. Es war ein Akt bewußter Sprachpolitik, innovativ und auf die Dauer wirksam geworden. Die Autoren entzogen sich der diachronen Schubkraft der theologischen Bundessemantik (obwohl auch ihr Manifest weithin ein Glaubensbekenntnis geblieben ist), um sich eines Parteibegriffs zu bedienen, der gerade damals anfing, zugleich revolutionär und positiv lesbar zu werden. Diesem Trend versuchten sie Nachdruck zu verleihen; und dies, auf die Dauer, nicht ohne Erfolg.

So bestätigen selbst nachweisbare einmalige semantische Innovationen unsere These, daß Sprachwandel langsamer abläuft als die konkreten Ereignisfolgen, die er hervorrufen hilft. Luthers antirevolutionärer, theologischer Bundesbegriff und Marx‘ Abkehr zugunsten eines revolutionären Parteibegriffs haben einmal neue Erfahrungen erschlossen, zugleich umgrenzt und wiederum auf die Länge stabilisiert.

Geschichte nach den Ereignissen – und die Sprache der Historiographie

Bisher haben wir das Verhältnis von Sprache und Geschichte aus der Perspektive bevorstehender Ereignisse betrachtet, also im Blick auf die Geschichte in actu. Wenden wir jetzt den Blick zurück. Was leistet die Sprache rückwirkend, um aus einer Ereignissequenz ex eventu eine Geschichte hervorgehen zu lassen, zu konstituieren? Der Ausdruck »Geschichte« wird also im ursprünglichen Sinn des griechischen und lateinischen Sprachgebrauchs gefaßt, nicht als res gestae, sondern als erforschte, erzählte oder dargestellte Geschichte, als historia, die sich mit den res gestae beschäftigt. Es handelt sich also jetzt um die Sprache des Historikers im engeren Sinn.

Jede historische Darstellung ist eine Selektion aus dem potentiell unbegrenzten Gebiet vergangener, erlittener oder betätigter Geschichten. Und diese Selektion ist nun keineswegs rein sprachlich bedingt. Jede Auswahl ist bereits vorsprachlich strukturiert, auch hier umgrenzen unsere eingangs genannten anthropologischen Vorgaben den Spielraum möglicher Darstellung.

Erstens ist schlechthin entscheidend, ob der Historiker Zeitgenosse der von ihm berichteten Begebenheiten war oder ob er später lebte, Nachgeborener ist. Die Augenzeugenschaft, besser noch die Mittäterschaft galt bis in das 18.Jahrhundert hinein als ein erkenntnistheoretischer Vorteil, um die Wahrheit der Geschichte zu verbürgen. Erst seit der Erfahrung des Fortschritts, methodisch gesehen seit der Entwicklung der historisch-philologischen Kritik, dient der wachsende Zeitenabstand zu den vergangenen Ereignissen als Unterpfand besserer Erkenntnis. Aber wer wollte deshalb auf die Memoiren Commynes‘, Friedrichs des Großen oder Churchills verzichten, die sie als Handelnde und als Augenzeugen verfaßt hatten? Ob jemand früher oder später geboren ist, entscheidet über die Perspektive, nicht über die Qualität des Werkes.

Zweitens entscheidet über die Perspektive, ob der Historiker sozial oder politisch oben oder unten angesiedelt ist, ob er zu den Siegern oder zu den Besiegten gehört. Thukydides, Polybios, Sallust, Tacitus, Augustinus, Commynes, Machiavelli und Guicciardini, selbst Marx gehörten jedenfalls zu den Besiegten, als sie die Ereignisse ihrer Zeit analysierten und darstellten. Gerade als Besiegte, denn ihre Geschichte war anders verlaufen als erhofft, wurden sie genötigt, neue Fragen und Methoden zu entwickeln. Sie schrieben unter größerem Erklärungszwang, unter höherer Beweisnot, als sie den Siegern auferlegt ist. Denn für die Sieger spricht der Erfolg selbst.

Drittens ist es für die Auswahl des Historikers vorentscheidend, ob er der politischen, religiösen, sozialen oder ökonomischen Handlungseinheit angehört, über die er berichtet und mit der er sich kritisch oder zustimmend identifiziert – oder ob er den Blick von außen auf sie richtet, gleichsam apolis schreibt, wie Lukian forderte. So oder so werden seine Optionen vorsprachlich kanalisiert. – Unsere angeführten metahistorischen Vorgaben: früher/ später, innen/außen und oben/unten determinieren also auf je eigene Weise die Erkenntnischancen und umgrenzen so bereits vorsprachlich den Status einer Historie.

Unsere Beobachtung, daß keine Geschichte je zur Deckung kommt mit dem, was davor und dabei über sie gesagt wird, trifft also noch mehr zu, wenn wir auf die vergangene Geschichte zurückblicken: auf das, was danach gesagt wird. In jeder Geschichte ist immer noch mehr und anderes enthalten, als die Historiker aus ihrer jeweiligen Perspektive darüber sagen können. Wie wird nun eine einmal vergangene Geschichte sprachlich konstituiert? Nach der mündlichen Erzählung gibt es, auf einfache Formen gebracht, drei Möglichkeiten: das Aufschreiben, das Abschreiben und das Umschreiben der Geschichte.

Erstens. Jede Geschichte, die wir nicht selbst erlebt oder durch Hörensagen erfahren haben, ist irgend einmal zum ersten Mal aufgeschrieben worden. Da sollte in Erinnerung gehalten werden, was sonst verloren wäre für die Nachgeborenen. Ob alte oder neue Erzählungen, ob Epen, Sagen, Legenden, Anekdoten vorausgingen, ob und wie viele Zeugen befragt wurden, soweit dies noch möglich war, ob schriftliche Quellen gesucht und verhört und gegeneinander abgewogen wurden, um die vergangenen Geschichten zu erkunden: all das sind Fragen der Methoden. Für die Konstitution der Geschichte ist schlechthin entscheidend der Akt des ersten Aufschreibens.

Die vergangene Wirklichkeit wird in den Status einer geschriebenen Geschichte überführt und mit ihrer Verschriftlichung wird die Differenz zwischen der einmal vergangenen Geschichte und ihrer später gewonnenen sprachlichen Gestalt gleichsam festgeschrieben. Das hat erkenntnistheoretisch nicht unerhebliche Folgen. Denn erkenntnistheoretisch gewinnt nunmehr die sprachliche Gestalt einer Geschichte Vorrang gegenüber dem, was früher einmal der Fall gewesen sein mag. Eine einmal abgelaufene Geschichte bleibt so einmalig wie sie vergangen ist. Und wenn sie für erinnernswert gehalten wird, so meist deshalb, weil ihr eine Überraschung innewohnte, die die Menschen sich zu erklären suchen. Erst in ihrer sprachlichen Gestalt werden all die Gründe vermittelt, die den einmaligen, meist überraschenden Verlauf einer Geschichte erklärlich, einsichtig und verständlich machen. Solche Gründe aber sind von länger währender Dauer als die einzelnen und einmaligen Ereignisse selber sein können. Sonst wären es nämlich keine Begründungen. Diese Begründungen aber bleiben, im Unterschied zu den Ereignissen und ihren Folgen, allein an ihre sprachliche Vermittlung zurückgebunden.

Jeder von uns kennt die impliziten oder expliziten Letztbegründungen, die einer Geschichte Konsistenz, vielleicht sogar Sinn verleihen. Ob es die Götter oder Geister sind, die eingreifen, um den Wechsel dauerhaft zu erklären, ob Fortuna oder das Schicksal beschworen werden, ob es der christliche Gott ist, aus dessen Ratschluß alles ableitbar ist, oder ob aus politischen, sozialen, psychologischen oder ökonomischen Bedingungen oder gar Prozessen die Einzelgeschichten ihre Erklärung beziehen: immer sind es die sprachlich fixierten Gründe, die den einmaligen Ereignisfolgen ihren relativ dauerhaften Sinn oder eine spezifische Bedeutung verleihen. – Jetzt wird auch leicht verständlich die zweite Form der Historiographie, das Abschreiben.

Zweitens. Solange die Geschichten im Verlauf der Zeit abgeschrieben und so tradiert werden, darf man davon ausgehen, daß sich die Erfahrungen ähneln oder gleichen, die sich sprachlich in den Begründungen gespeichert halten. Oder anders gewendet, solange sich kein Widerspruch auftut zwischen den Begründungen, die in den tradierten Geschichten enthalten sind, und den Begründungen, die man für die neu erfahrenen Geschichten braucht, ist die Aufgabe des Historikers vergleichsweise einfach: die alten Geschichten werden abgeschrieben und die neuen hinzugefügt. Die Begründungen, ob religiös und theologisch oder politisch und psychologisch, ob sozial oder ökonomisch, werden dann stabilisiert und schützen vor grundsätzlichen Überraschungen, auch wenn der jeweilige Einzelfall überraschend gewesen sein mochte. Alle Geschichten bleiben verständlich, solange die sie begründenden Voraussetzungen nicht in Frage gestellt werden. Aus dieser Perspektive wird auch einsichtig, warum die Historie über ein Jahrtausend hinweg als Element der Rhetorik – und deren sprachlicher Stabilität – begriffen werden konnte, oder warum die christliche Geschichtsdeutung stabil blieb. Die biblische Geschichte war die Achse der Geschichten.

Drittens. Aufregend und selber erklärungsbedürftig ist dagegen das Umschreiben. Vergleichsweise einleuchtend und rational überzeugend ist das Umschreiben im Rahmen der historisch-philologischen Quellenkritik, wie sie seit der Renaissance zunehmend verfeinert worden ist. Da werden die Texte auf ihre abgeschriebenen und ihre originalen Teile hin zerlegt, Fälschungen werden entlarvt, Motive und Interessen der Schreiber hinter den Texten aufgedeckt. Oder neue Quellen tauchen auf, die die bisherigen Quellen neu oder anders lesen lehren. Irrtümer alter Lesarten werden korrigiert, kurzum, es handelt sich hier um den authentischen Fall eines wissenschaftlichen Fortschritts: er bewegt sich im Rahmen der historisch-philologischen Methode, die zum Umschreiben der Geschichten nötigt. Aber dieser forschungsimmanente Fortschritt ist keineswegs zwingend und läßt die Erklärung offen, warum ehedem glaubwürdige und deshalb abgeschriebene Geschichten überhaupt umgeschrieben werden sollen.

Geschichten werden erst dann umgeschrieben, wenn der bisher glaubwürdige Begründungszusammenhang unglaubwürdig, brüchig geworden ist. Die sprachlichen Vorgaben, in die eingebettet eine Geschichte ihren Sinn hatte, werden nicht mehr akzeptiert, Erklärungen, die bislang in den eigenen Erfahrungshaushalt integriert werden konnten, verlieren ihre Plausibilität. So entstehen neue Fragen, die sich mit den tradierten Geschichten nicht mehr beantworten lassen. Die alten Geschichten müssen neu geschrieben, umgeschrieben werden. So werden rückwirkend die überlieferten Geschichten in neue Begründungszusammenhänge eingerückt, um mit der eigenen, neuen und veränderten Erfahrung kompatibel zu bleiben. Anders gewendet: die neuen Begründungen werden selber begründungspflichtig. Hier ist der genuine Ort der Quellenkritik. Quellenkritik wird selber erst möglich, wenn neue Fragen auftauchen, Quellenkritik ist selber nur ein Mittel, um neue Fragen zu beantworten, die die bisher überlieferte Geschichte nicht zu beantworten vermochte. Jedes Umschreiben der Geschichte steht also unter dem Druck eines Erfahrungswandels, der den Historiker nötigt, die bisherigen Erklärungen durch neue zu ersetzen oder die bisherigen Erklärungen durch andere zu ergänzen. Damit verändert sich der sprachliche Status einer vergangenen Geschichte, ohne daß sie deshalb aufhört, »dieselbe« Geschichte zu bleiben.

Nun wäre es sicher ein Irrtum zu glauben, daß diese Einpassung der alten Geschichte in die je eigene und neue Erfahrung erst seit der Renaissance und seit der Reformation und der mit ihnen anhebenden historisch-philologischen Kritik begonnen hätte. Das Umschreiben der Geschichte beginnt vielmehr mit dem Aufschreiben der Geschichte überhaupt. So war es die große Leistung Herodots, nicht nur zum ersten Mal vieles bis dahin nur mündlich Überliefertes aufgeschrieben, sondern mehr noch die mythischen, epischen oder mündlich überlieferten Berichte kritisch in Frage gestellt zu haben. Und so schrieb Thukydides nicht nur aus Herodot ab, was er auch tat, vor allem schrieb er ihn um. Überall dort, wo er den gleichen Zeitraum behandelt, über den Herodot ausgiebig berichtet hatte, veränderte Thukydides die Beweisführung. Alles, was Thukydides an kulturhistorischen, archäologischen, religiösen, militärgeschichtlichen, semantischen und sonstigen Nachrichten aufgriff, berichtete er nicht mehr nebeneinander und für sich, sondern er bündelte alle Nachrichten zu Argumenten, um zu zeigen, daß der Peloponnesische Krieg größer war als der zwischen Persern und Griechen, von dem Herodot berichtet hatte. Und mehr noch, Thukydides entwickelte ein diachrones Prozeßmodell, das die einmalige Machtsteigerung der Athener als historischen Kriegsgrund einsichtig machte. Und hinter dieser diachronen prozessualen Beschreibung scheint die Letztbegründung aller Geschichten auf, indem sie auf die Pathologie der menschlichen Macht und ihrer Verblendung zurückgeführt werden. Damit entschwindet, jedenfalls in der sprachlichen Konstitution der Geschichte, der religiöse Hintergrund, aus dem heraus Herodot noch eine den Geschichten innewohnende Gerechtigkeit ableiten konnte. Eine religiös motivierbare Gerechtigkeit der Geschichtsverläufe sucht man bei Thukydides vergebens.[10. Dazu Reinhart Koselleck, Geschichte, Recht und Gerechtigkeit. In: Dieter Simon (Hrsg.), Akten des 26. Deutschen Rechtshistorikertages 1986. Frankurt: Klostermann 1987.]

Bereits der Schritt von Herodot zu Thukydides, also der Wechsel von einer Generation zur nächsten, war nicht nur ein Abschreiben alter und Hinzufügen neuer Geschichten: es war ein Umschreiben der Geschichte. Während Thukydides den Peloponnesischen Krieg aufschrieb, nahm er ihn, seiner eigenen Erfahrung entsprechend, als pathologischen Machtkampf wahr, der seine Kontrahenten verzehrt. Und im Maße wie Thukydides seine Geschichte auf eine solche politische Geschichte reduzierte, hat er alle historischen Nachrichten, die er von Herodot besaß, etwa über den Tyrannenmord, umgeschmolzen und in seine neuen Begründungszusammenhänge eingepaßt.

Dieser erste, klassische Fall des Umschreibens darf paradigmatisch genannt werden für alle, die ihm folgen sollten. Es sei erinnert an die geographische Verflechtung der einzelnen Geschichten durch Polybios, der rückblickend Zusammenhänge aufdecken konnte, die bis dahin noch gar nicht wahrgenommen worden waren – ein Vorgang, der sich im globalen Ausmaß seit dem 18.Jahrhundert wiederholen sollte. Oder es sei erinnert an die Psychologie des Terrors, die Tacitus entwickelte und die seitdem rückblickend neue Erkenntnisse in alten Wirklichkeiten auffinden läßt. Oder es sei erinnert an Eusebius, Augustin und Orosius, die den gesamten antiken Erfahrungshaushalt in Vergessenheit rückten, soweit er nicht mit der christlichen Weltdeutung kompatibel war. Es sei erinnert an die Wiederentdeckung des Politischen im Spätmittelalter, vor allem durch Machiavelli, wonach die ganze christliche Geschichte des Mittelalters, indem dieses erfunden wurde, umgeschrieben werden konnte. Es sei erinnert an die Geschichte der sozialen Beziehungen und der Wirtschaftsverfassungen, mit deren Hilfe die Schotten die gesamte Vergangenheit, ihrer neuen Erfahrung analog, umgeschrieben hatten. Oder es sei erinnert an Marx, der die politische Geschichtsschreibung von Ranke nicht etwa widerlegt hat. Er hat vielmehr Ranke ergänzt, indem er die politische Geschichte in neue, andersartige und ebenfalls längerwährende Begründungszusammenhänge, nämlich in ökonomische Bedingungsnetze, eingefangen hat. Und mit Sicherheit läßt sich voraussagen, daß wir demnächst eine ökologische Geschichtsschreibung werden lesen können, die unsere gesamte Vergangenheit, analog unserer eigenen Erfahrung, in die Perspektiven der Ressourcenverknappung und der Umweltabhängigkeiten menschlicher Handlungschancen rücken wird.

Was lehren uns diese Fälle für das Verhältnis, das jeweils zwischen einer ein für allemal vergangenen Wirklichkeit und ihrer sprachlichen Aufbereitung herrscht? Geschichte ex post existiert für uns nur, indem sie auf-, ab- und umgeschrieben wird. Was immer an vorsprachlichen Voraussetzungen in die Geschichte eingeht oder in sie eingegangen ist, die Realität der vergangenen Geschichten ist nur in ihren sprachlichen Gestaltungen präsent. Vieles an Ereignissen und Ereignisketten darf, methodisch abgesichert, glaubwürdig überliefert werden. Deshalb können wir auch weiterhin abschreiben, was wir durch die sprachliche Weitergabe schon wissen.

Aber welche Begründungen von uns akzeptiert werden, die von ihrer sprachlichen Aussage her auf wiederholte Anwendungen zielen, das ist eine Frage, die jeder Historiker hier und heute zu entscheiden hat. Denn die Begründungen, die uns sagen, warum etwas so und nicht anders geschehen ist, müssen rational einsichtig sein, unseren Erfahrungen entsprechen oder geeignet sein, neue Erfahrungen zu erschließen. Viele Erfahrungen, die die Alten gemacht haben, sind wiederholbar, wahrscheinlich weit mehr als wir in der Neuzeit wahrhaben wollen. Und wenn wir neue Erfahrungen zu machen genötigt werden, werden wir nicht umhinkommen, auch die alten Geschichten neu zu sehen, umzuschreiben, die deshalb nicht aufhören, »dieselben« Geschichten zu bleiben. Die Differenz zwischen der vergangenen Wirklichkeit und ihrer sprachlichen Aufbereitung wird nie geschlossen werden. Wie sagte doch Epiktet? Nicht was getan worden ist erschüttert die Menschen, sondern das, was darüber gesagt wird. (Encheiridion, cap. V).