Merkur im September
„Die Entscheidungsfindung am Bundesverfassungsgericht ist wohl das Kollektivste, was ich mir vorstellen kann, und ich konnte es mir nicht vorstellen, bevor ich hierher kam“. Sagt Susanne Baer, Bundesverfassungsrichterin, im Gespräch mit Monika Dommann und Kijan Espahangizi. Man erfährt darin sehr viel über das Gericht als Institution, seine Rituale und auch darüber, wie ein so widerständiges Individuum wie Susanne Baer sich in diese Institution fügt.
Mit einer scharfen These eröffnet Ernst-Wilhelm Händler seinen pointenreichen Essay über „Die Kunst, die Kritik und das Geld“: „Es gibt in der Gegenwart keine Kunstkritik“ – so lautet der erste Satz. Danach wird es komplizierter. (Der Text ist frei online lesbar.) Der dritte lange Essay ergänzt Händler perfekt: César Airas autobiografisch grundierte Überlegungen zur zeitgenössischen Kunst.
Zweiter frei lesbarer Essay: Philip Manows originelle Gedanken zum „politischen Gehen“ – und also der Frage nach der besonderen politischen Bedeutung des scheinbar Allertrivialsten. Roman Köster debütiert als Ökonomiekolumnist mit skeptischen Anmerkungen zum Konzept der „geplanten Obsoleszenz„. Vier Journalistinnen (darunter die Merkur-Autorin Margret Boveri) und ihre Aktivitäten im „Dritten Reich“, vor allem aber ihren späteren Umgang damit, nimmt Ulrich Gutmair in den Blick. Scharf attackieren Emile Chabal und Stephan Malinowski den britischen Historiker David Aboulafia und seine Kollegen, die einen britischen Sonderweg fern von Resteuropa reklamieren.
Der Jurist Horst Dreier hat ebenfalls eine Frage zu Europa: Gäbe es einen juristisch koscheren Weg zu europäischen Vereinigten Staaten? Seine Antwort: Vermutlich ja. Außerdem: Markus Schroer entwirft die Umrisse einer Geosoziologie, Hans Dieter Schäfer blickt zurück auf das Wien der sechziger Jahre. Und Stephan Herczeg liefert die 30. Folge seines Journals.
Übersicht über die Optionen zum Kauf in allen Ebook-Formaten und Print
Ernst-Wilhelm Händler Die Kunst, die Kritik und das Geld GRATIS César Aira Über die zeitgenössische Kunst Monika Dommann und Kijan Espahangizi Gespräch mit Susanne Baer Philip Manow Politisches Gehen GRATIS Roman Köster Geplante Obsoleszenz Ulrich Gutmair Vier Journalistinnen und das »Dritte Reich« Emile Chabal / Stephan Malinowski Gehört Großbritannien zu Europa? Horst Dreier Vereinigten Staaten von Europa Markus Schroer Konturen einer Geosoziologie Hans Dieter Schäfer Wiener Leben Stephan Herczeg Journal (XXX) |
Der Newsletter der Kulturzeitschrift MERKUR erscheint einmal im Monat mit Informationen rund um das Heft, Gratis-Texten und Veranstaltungshinweisen.