Merkur im Februar
„Ein wunderbarer Text“ (Klaus Mickus), „totaler Lesespaß“ (Hans Hütt) – viel Lob für Andreas Bernards vorab online lesbaren Aufmacher des Februarhefts. Was uns sehr freut, denn zum einen ist das Bernards Merkur-Debüt. Und zum anderen gelingt es ihm in „Das totale Archiv“ tatsächlich, eine Geschichte der Notwendigkeit des Nicht-Wissens zu schreiben, die von Georg Christoph Lichtenbergs Sorgen um den Roman bis zur Romantic Comedy und digitaler Partnervermittlung reicht. Ganz begeistert ist der Gegenstand des zweiten Texts von seinem Porträt, das Burkhard Müller verfasst hat: Der Hochstapler Gert Postel hält den Essay für ein „Meisterwerk“ – und wer wären wir, ihm zu widersprechen. Sehr zu empfehlen ist, so leid es uns tut, auch der dritte Text im vorderen Teil: Matthias Rothe rekonstruiert das Projekt des (immer wieder vergessenen) Klassikers der Kritischen Theorie Alfred Sohn-Rethel als Theoriekunstwerk ersten Ranges.
Noch ein Debüt: Die ehemalige Verfassungsrichterin Gertrude Lübbe-Wolff setzt sich in ihrer ersten Rechtskolumne mit der Frage auseinander, inwiefern und in welchem Sinn die Verfassung als Wertordnung zu begreifen ist. Von für Hitler entworfenen Pferdeskulpturen und der erstaunlichen Umnutzung eines historischen Denkmals in München handelt Christian Demands (frei lesbare) Memorialkolumne. Mit einem literarischen Genre, in dem sich fast ausschließlich Männer betätigen, befasst sich Hannelore Schlaffer in ihrem Essay „Wider den Roman“: nämlich dem Gedankenbuch. Und Walter Grasskamp war im Kino, um Museen zu sehen.
Alles andere als optimistisch blickt Stefan Schulz, der die FAZ von innen kennengelernt hat, in die Zukunft der (Print-)Zeitung, deren Ende er prognostiziert – der Essay ist ein Vorabdruck aus seinem Buch „Redaktionsschluss“, das im März bei Hanser erscheint. Von ungewöhnlicher Seiten, nämlich ihren Paratexten her, widmet sich der Medienwissenschaftler Florian Sprenger (ein weiteres Merkur-Debüt, sieht man von diesem Blogtext ab) den von Edward Snowden geleakten Dokumenten. Im zweiten Teil von Remigius Bunias Brüssel-Kolumne geht es um den Verkehr. Und Harry Walter hat ein buchstäblich selbst geschossenes Selfie aus dem Jahr 1953 gefunden.
Die Übersicht mit den Kaufmöglichkeiten für das Heft (in Print und Digitalformaten) sowie die einzelnen Artikel auf unserem Volltextportal.
Andreas Bernard Nicht-Wissen in der digitalen Kultur GRATIS
Burkhard Müller Postel. Die Einsamkeit des Hochstaplers
Matthias Rothe Sohn-Rethel, das Theoriekunstwerk
Gertrude Lübbe-Wolff Die Verfassung als Wertordnung
Christian Demand Hitlers Pferde GRATIS
Hannelore Schlaffer Wider den Roman. Gedankenbücher
Walter Grasskamp Das Museum im Film
Stefan Schulz Das Ende der Zeitung
Florian Sprenger Top Secret. Nur für unbefugte Leser
Remigius Bunia Brüssel (II). Brüssel verkehrt
Harry Walter Selfie 1953
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