Hannelore Schlaffer antwortet Kathrin Passig antwortet Hannelore Schlaffer

Ein kurzer Mailwechsel zwischen Kathrin Passig und Hannelore Schlaffer zu deren Merkur-Essay Wider den Roman, erschienen im Februarheft. In einem letzten Abschnitt des Textes geht es um das von Kathrin Passig mitbetriebene Blog Riesenmaschine – diesen Abschnitt können Sie fürs bessere Verständnis hier nachlesen. Den ganzen, natürlich sehr lesenswerten Text, in dem es um „Gedankenbücher“ von Peter Sloterdijk, Rainald Goetz, Botho Strauß und anderen geht, gibt es für 2 Euro im Volltextarchiv.

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Liebe Hannelore Schlaffer,

ich habe Ihren Beitrag im aktuellen Merkur mit Freude gelesen, nur am Schluss ließ die Freude etwas nach. Ich war Mitgründerin und -autorin des Riesenmaschine-Blogs und möchte deshalb ein paar Anmerkungen dazu loswerden:Das beanstandete Zitat mit der Verachtung des Massengeschmacks stammt aus dem Vorwort des Buchs. Es steht kein Autor darunter, weil wir dieses Vorwort gemeinsam verfasst haben. Die kritisierte Stelle könnte leicht von mir sein – sie ist es nicht, aber das konnten Sie nicht
wissen.

Das Zitat lässt sich zugegebenermaßen leicht in Ihrem Sinne missverstehen. Gemeint war es aber anders: Wir waren unglücklich darüber, dass unsere Auftraggeber in Printredaktionen oft einen imaginierten dummen Leser voraussetzen. „Den Leser für klug verkaufen“ bedeutet eben gerade nicht „Nur für die Klugen schreiben“, es bedeutet „davon ausgehen, dass die Leser klug sind“.

Wenn man „nur die Elite in ein Gespräch verwickeln“ will, veröffentlicht man viel eher im Merkur als in der Riesenmaschine.

Das Blog ist als Buch erschienen, weil uns der Heyne Verlag ein Angebot machte. Der Verlag wollte kulturelles Kapital / Internetkapital, wir wollten das Geld.

Sie wissen, wie das Verlagsprogramm von Heyne aussieht, und dass es kein Verlag ist, für den man sich entscheidet, wenn man sich für Intellektualität interessiert. Sie verschweigen im Text den Verlag, ich vermute: nicht aus Platzgründen.

Natürlich kam es durch diese Buchveröffentlichung zu keinerlei „lebendigem Austausch zwischen Lesern und vor allem Zeitungslesern“. Den hat auch niemand erwartet, wir jedenfalls nicht und ich vermute, auch der Verlag nicht. Dieser Austausch hat ausschließlich im Netz stattgefunden.

Ich glaube ungefähr zu verstehen, warum Sie nach einem solchen Beispiel gesucht haben. Aber die Riesenmaschine ist dieses Beispiel eher nicht. Ich nehme an, das wussten Sie auch, und wer noch nie den Schluss eines Textes mühsam passend gemacht hat, werfe den ersten
Stein.

Schöne Grüße,
Kathrin Passig

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Liebe Frau Passig,
Sloterdijk entschuldigt sich für seine Publikation – angeblich (in
Wahrheit freut er sich natürlich darüber) – weil ihn der Verlag dazu
gedrängt habe.
Ihr Argument für eine Publikation der R. klingt ähnlich.
Sloterdijk schätzt seinen Verlag, Sie den Ihren nicht allzu sehr
usw.
Solche subjektiven Motive und alle weiteren, die Sie anführen, spielen
keine Rolle, wenn ein Phänomen in die Öffentlichkeit tritt.
Erscheinung und Absicht sind nie identisch.
So mag aus Ihrer Innenperspektive manches anders aussehen, als ich es
als Leser gesehen habe.
Das ist aber immer so
auch wieder : usw.
Herzliche Grüße
Hannelore Schlaffer