Merkur-Preis 2024 für Cosima Götz
Der Merkur-Preis für herausragende Dissertationen, gestiftet 2019 von der Ernst H. Klett Stiftung Merkur, geht in diesem Jahr an die 1985 geborene Historikerin Cosima Götz.
Cosima Götz erhält die Auszeichnung für ihre von Prof. Jan Eckel betreute, am Historischen Seminar der Universität Freiburg abgeschlossene Dissertation Metropolen im Wettbewerb. Stadtplanung und Stadtgesellschaften in der ersten Globalisierung, 1890-1940. Die unter vielen Aspekten beeindruckenden Studie wird im Frühjahr 2025 auch als Buch erscheinen. Cosima Götz gelingt es darin, plausibel aufzuzeigen, dass die internationalen Städtebauwettbewerbe des von ihr untersuchten Zeitraums nicht nur zu urbanistischen Weichenstellungen führten, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart reichen, sondern dass sie zugleich einen Rahmen bildeten, innerhalb dessen wichtige, ebenfalls noch heute virulente allgemeine Grundfragen moderner Stadtgesellschaften kontrovers verhandelt wurden. Das betrifft deren pluralen und damit auch kompetitiven Charakter ebenso wie das Verhältnis von Stadt, Staat und Nation, es betrifft Versuche zur Festigung bzw. Infragestellung politischer und sozialer Hierarchien ebenso wie den Umgang mit konkurrierenden gesellschaftlichen Lebensmodellen.
Cosima Götz hat für ihre Dissertation Material aus 32 Archiven, Bibliotheken und Museen in acht Ländern auf vier Kontinenten ausgewertet. Für die Zuerkennung des Preises ausschlaggebend ist aber nicht der Umfang ihrer Recherchen, sondern wie überzeugend ihr das für akademische Qualifikationsschriften seltene Kunststück gelungen ist, einen eleganten, lebendigen, auch für ein nichtakademisches Publikum zugänglichen Text zu gestalten, in dem die ungeheure Materialfülle zwar ständig präsent ist, aber doch nie im Vordergrund steht.
Der Merkur-Preis wird einmal im Jahr für eine Dissertation aus den Geistes-, Kultur-, Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vergeben, deren fachliches, methodisches und literarisches Niveau überdurchschnittlich ist und die ihren Gegenstand aus einer in produktiver Weise unkonventionellen Perspektive in den Blick nimmt. Für den Preis infrage kommen Arbeiten, die in den vorangegangenen drei Jahren eingereicht, in deutscher Sprache verfasst und nicht bereits mit einem anderen Preis ausgezeichnet wurden (ob verteidigt oder nicht, ob publiziert oder nicht, spielt hingegen keine Rolle).
Über die Vergabe des Preises entscheiden die Mitglieder von Kuratorium und Vorstand der Stiftung im Einvernehmen mit den Herausgebern der Zeitschrift Merkur. Geeignete Dissertationen sucht die Stiftung über die Vermittlung von Akademiker/innen aus den o.g. Disziplinen aus. Empfehlungen sind willkommen, Eigenbewerbungen hingegen nicht möglich.
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