Sexismus an Schreibschulen (1): Hildesheim

Nach Veröffentlichung eines anonymen Texts in einer Studierendenzeitung ist am Literaturinstitut Hildesheim heftiger Streit um Sexismus an diesem Institut entbrannt. Am 4. Juli gab es eine Vollversammlung, in der die Lehrenden und die Studierenden über die Strukturen, die Sexismus begünstigen, sprachen, und darüber, was man ändern kann oder sollte. Die Diskussion ist in vollem Gang und wird von intern und extern verbreiteten Texten flankiert. Auf dem Blog des Festivals Prosanova werden in den nächsten Tagen und Wochen Texte zum Thema von aktuell in Hildesheim Studierenden erscheinen, unter dem Namen SOLO hat sich eine große Gruppe von Studierenden zusammengetan.

Aber auch auf dem Merkur-Blog wollen wir die Debatte begleiten, in Abstimmung mit SOLO, aber doch aus der Halbdistanz. Wir veröffentlichen heute vier Texte von AbsolventInnen des Instituts. Sie berichten und reflektieren über ihre Erfahrungen mit Sexismus im Studium, aber auch im Literaturbetrieb. Wenn sie eines verbindet, dann die Einsicht, dass die Strukturen der Gesellschaft sich überall abbilden. Es handelt sich also nicht unbedingt um ein spezielles Problem von Literaturinstituten. Dennoch stellt sich das allgemeine Problem hier doch noch einmal spezifisch anders. In alphabetischer Folge die Liste der Texte, am Samstag folgt ein kleines Dossier mit Texten zum Leipziger Literaturinstitut.

Shida Bazyar: Bastelstunde in Hildesheim oder Warum ich in Hildesheim lernte dass der eine -ismus mich davon abhält über den anderen zu reden
In den fünf Jahren Lebenszeit, die ich in Hildesheim studiert habe, habe ich meine Dreads verloren, aufgehört bunte Röcke über Ringelstrumpfhosen zu tragen und angefangen, ziemlich wütend zu werden… weiter

Alina Herbing: Spaß haben und blödes Zeug reden
Wir haben jede Woche die Hausaufgabe, zu einem bestimmten Aspekt einen kurzen szenischen Text zu verfassen. Die gelungensten werden vom Dozenten ausgewählt, für alle kopiert und in verteilten Rollen gelesen. Dabei obliegt den Autor*innen das  Recht, die Rollen den anderen Seminarteilnehmer*innen zuzuteilen. In der ersten Woche ist mein Text nicht unter den Auserwählten, aber ich bin die sexhungrige Lehrerin im Dialog eines Kommilitonen. In der nächsten Woche ist mein Text auch nicht dabei, aber ich lese die erotische Stimme eines Navigationsgeräts… weiter

Martin Spieß: Teil des Problems
Ich habe von Oktober 2003 bis März 2008 in Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus studiert. Und um ehrlich zu sein war ich – als weißer, heterosexueller Mann – Teil des auch zu dieser Zeit fraglos existierenden Sexismus… weiter

Lena Vöcklinghaus: Schreibschultagebuch, transatlantisch
Zeitgleich bin ich Teil einer geheimen Facebook-Gruppe zu Sexismus an Schreibschulen. Diese Gruppe gründet sich, weil für dieses Dossier Schreibende gesucht werden, wächst binnen kürzester Zeit auf 157 Mitglieder an und explodiert in der ersten Woche vor Posts. … weiter

 

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