Merkur im Januar
First things first: Das Januarheft ist das erste des Jubiläumsjahrgangs: Der Merkur wird siebzig. Wann genau das erste Heft der zunächst alle zwei Monate erscheinenden Zeitschrift veröffentlicht wurde, ist wegen fehlender Monatsangabe nicht ganz klar – ein präzises Datum allerdings zeigt das Dokument, mit dem die französische Besatzungsbehörde Hans Paeschke die Lizenz erteilte, nämlich den 4. November 1946.
Noch ein (kleines) Jubiläum, außerdem eine Veränderung im Impressum: Der Merkur erscheint nun seit fünf Jahren unter Christian Demands Herausgeberschaft. Mit dem Januar tritt ihm Ekkehard Knörer, bislang Redakteur, als Herausgeber zur Seite.
Und damit zum Januarheft: Es eröffnet mit einem Essay des in Berkeley lehrenden Historikers Stefan-Ludwig Hoffmann, der zeigt, wie sehr sich der Begriff und die Funktion der „Menschenrechte“ insbesondere seit den neunziger Jahren verändert haben. Skeptisch blickt der Staatsrechtler Rainer Wahl auf die vielfach allzu freihändig zitierte Formel von der EU als „immer engerer Union“ – und plädiert für eine neue Balance europäischer und nationaler Befugnisse. Recht vehement wendet sich zum Abschluss des Essay-Teils Heiner Barz gegen die Verurteilung der Gülen-Bewegung, die nicht nur von Erdogan und der AKP für alles Mögliche und Unmögliche verantwortlich gemacht wird.
In der Kritik dann gleich zwei neue Kolumnen: Eva Behrendt schreibt in ihrem – online frei lesbaren – Theaterkolumen-Debüt über „Tränen“ und die Rolle, die sie auf der Bühne spielen; Roland Reichenbach stellt in seiner ersten Bildungskolumne das chinesische Konzept von Herz/Geist vor. (Übrigens sind die beiden Kolumnen auch in anderer Weise neu: Bislang hat es im Merkur weder eine Theater- noch eine Bildungskolumne gegeben.) Ausführlich setzt sich dann noch der Musikwissenschaftler Thomas Kabisch mit den Versuchen des Ex-Guardian-Chefredakteurs Alan Rusbridger auseinander, ein Chopin-Stück als Amateur möglichst perfekt zu spielen: Was Rusbridger aus Kabischs Sicht vor allem fehlt, ist die „Tugend des Sich-Wunderns“.
Mit Léonce Lupettes Übersetzung eines Gedichts von Reynaldo Jiménez und Lupettes Essay dazu endet unsere in Kooperation mit Daniel Graf entstandene inter_poems-Reihe. Sie war nicht zuletzt eine Rückgewinnung der Lyrik für den Merkur, in dem sie lange kaum vorkam. Wir versprechen: Diesmal bleiben wir dran.
In den Marginalien denkt Ahmet Cavuldak über Heimat nach: über die Türkei, aus der er – als Kurde – kam, und über Deutschland, das es ihm nicht leichtgemacht hat, sich willkommen zu fühlen. (Der Text ist online freigeschaltet.) Leander Steinkopf schreibt darüber, was er beim Hitchhiken über Deutschland und auch das Leben gelernt hat. In Günter Hacks jüngster Vogel-Miniatur geht es um Krähen, Koren, Karyatiden (und mancherlei mehr). Harry Walter nimmt zum Abschluss ein Foto mit Frau, Goldhamster und Walnüssen in den Blick.
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Stefan-Ludwig Hoffmann Rückblick auf die Menschenrechte
Rainer Wahl Zur Krise der EU
Heiner Barz Feindbild Gülen
Eva Behrendt Echte Tränen. Theaterkolumne GRATIS
Roland Reichenbach Herzensbildung. Bildungskolumne
Thomas Kabisch Alan Rusbridgers Kampf mit der Musik
Reynaldo Jiménez/Léonce Lupette Amphibische Gedanken. inter_poems 6
Ahmet Cavuldak Heimat für Flüchtlinge? GRATIS
Leander Steinkopf Hitchhiker’s Guide to Germany
Günter Hack Krähen, Koren, Karyatiden
Harry Walter Eine Frau, ein Goldhamster, zwei Walnüsse
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