Eisen zu Eisen, PET zu PET?
In Deutschland werden jährlich über drei Millionen Personenwagen abgemeldet, die wenigstens fünfzehn Dienstjahre hinter sich haben. Die bundesamtliche Statistik verdeutlicht den tristen Erwartungshorizont von Kraftfahrzeugen: Irgendwann landen alle auf einem Schrottplatz. Dort werden sie rücksichtslos ausgeweidet, von Reifen, Schmieröl, Batterien und Kunststoffen befreit. Schließlich werden sie in handliche Pakete gepresst, auf große Lastwagen gehievt und zum Schmelzofen gefahren. Die letzte Fahrt braucht starke Motoren.
(Dieser Text ist im Märzheft 2023, Merkur # 885, erschienen.)
Der Schrottplatz markiert das Karriereende der meisten industriellen Produkte, die Metall enthalten. Aber nichts verschwindet einfach so, nur weil es aus dem Verkehr gezogen und ersetzt werden muss. Das Lebensende von Waschmaschinen, Betonmischern oder Mähdreschern ist mit viel Arbeit verbunden und ruft nach ganz großem Gerät: Schrottkräne, Gabelstapler, Förderbänder, Schredder, Schneidbrenner, Pressen, Container. Gutgeschulte Fachkräfte bedienen sie so lange, bis alles möglichst sortenrein gelagert und transportiert werden kann. Auf dem Schrottplatz entstehen neue Rohstoffe, mächtige Ströme von Kupferflocken und Eisenpulver zum Beispiel. Die Maschinen von einst sind verschwunden.
Das Verschwinden der Technik ist kein Thema, das die Technikgeschichte mag. Sie behandelt eigentlich immer das Neue, also Erfindungen, Entwürfe und Entwicklungen, die Zukunft hatten. Müll und Abfall gehören nicht dazu. Es kommen höchstens Technologien, gerne auch große technische Systeme infrage, mit denen Unbrauchbares besonders elegant entsorgt werden kann. Im Notfall und zur Vervollständigung des Bilds kann man sich auch um die politische Rekonfiguration des Abfallwesens kümmern. Themen wie städtische Kläranlagen oder Krematorien kommen da zum Zug, manchmal auch effiziente Kontrollsysteme im Knast oder nachhaltige Kreisläufe von Kunstoffen in der Konsumwelt. Eigentlich wäre eine Technikgeschichte über das hoffähige Recycling von PET-Flaschen schon lange fällig.
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