Merkur im Juni

Das neue Heft ist im Handel. Der Schriftsteller und Jurist Bernhard Schlink begibt sich in seinem philosophischen Essay auf die Spuren Adornos: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, hatte dieser gemeint. In Wahrheit, argumentiert Schlink, bleibt einem gar nichts anderes übrig, als ethisch richtig auch dann zu handeln, wenn einem das Ganze falsch scheint. Für hoch problematisch hält Martin Burckhardt populistische Identitätspolitik, die nicht zuletzt in den sozialen Medien als verfolgende Unschuld geriert. Darüber, wie wissenschaftliche Disziplinen funktionieren, denkt Thomas Etzemüller am Beispiel einer „Untoten“ nach: nämlich der Disziplin der Rassenanthrophologie. So detailliert wie grundsätzlich wie kritisch setzt sich Fabian Steinhauer mit Christoph Möllers‘ viel beachteter Studie zur „Möglichkeit der Normen“ auseinander.

Dissidenz sieht aus der Nähe schon gleich viel weniger großartig aus, wie Matthias Dell bei den Reaktionen auf Ai Weiwei seit dessen Aufenthalt im Exil feststellt. (Außerdem geht es in seiner frei lesbaren Medienkolumne noch um bzw. gegen den Fußballreporter Oliver Schmidt.) Ekkehard Knörer hat neue Kriminalromane von Andreas Pflüger und Ryan Gattis gelesen – und alte von Eric Ambler und Ross Thomas in neuen Verlagen. Als interessantes Exempel einer neueren Dorfgeschichte liest Marcus Twellmann Juli Zehs Roman Unterleuten.

Heikel ist Hannelore Schlaffers kleine Apologie des Romanisten Hans Robert Jauß: Sie porträtiert (und verteidigt) freilich den Mann, den sie kannte, nicht den Hauptmann der Waffen-SS. „Österreich wie es ist“ – darüber schreibt der Historiker Peter Stachel: Und es ist, stellt er (online frei lesbar) bündig fest, in seinen Institutionen und seiner Politik „parafeudal und höfisch“. Leander Steinkopf erinnert sich an „die fetten Zeiten“, in denen er polnische Suppen und Stierhoden aß. Harry Walter sieht ein Foto, auf dem eine „Scheinanlage“ im Zweiten Weltkrieg den Alliierten Stuttgart vorgaukeln sollte.

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