September 09, 2024 - Keine Kommentare
Harry Walter, Künstler und Autor, ist gestorben. Von Januar 2016 bis Dezember 2017 hat er im Merkur seine monatliche Schlusskolumne mit Fotolektüren veröffentlicht, die 2022 beim Schlaufen Verlag unter dem Titel "Bilder knistern" gesammelt erschien. Wir veröffentlichen zum Tod Harry Walters das Nachwort, das Christian Demand für den Band verfasst hat.
Harry Walters Fotominiaturen erschienen ursprünglich jede für sich und zugleich fest eingefügt in die Heftarchitektur des Merkur. Über zwei Jahrgänge hinweg markierten sie als Schlusskolumne der Zeitschrift jeden Monat das Ende eines anspruchsvollen Lektüreparcours von gut hundert eng bedruckten Seiten. Die Rückmeldungen, die die Redaktion damals in ungewohnt hoher Zahl erreichten, legen nahe, dass nicht wenige Leserinnen und Leser das Signal genau umgekehrt verstanden: Sie stürzten sich gleich als erstes auf Harrys Kolumne. Und auch ich habe die neuen Ausgaben, sobald sie frisch aus der Druckerei in der Redaktion angekommen waren, seinerzeit regelmäßig von hinten nach vorn durchblättert. (mehr …)
September 03, 2024 - Keine Kommentare
Claudia Gatzka empfiehlt einen Essay des Historikers Hans Mommsen: Suche nach der verlorenen Geschichte, 1986 im Merkur erschienen. Mit diesem schaltete sich Hans Mommsen in den Historikerstreit ein und beschrieb mit feinem Gespür für die politischen Konfliktlinien innerhalb der Geschichtswissenschaft die Genese von Problemen, die bis heute die Diskussion bestimmen, etwa im Umgang mit der “neuen Rechten”.
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Juli 31, 2024 - Keine Kommentare
Lothar Müller empfiehlt zur Zweiten Lesung “Das Ende der Aktualität. Von Meister Eckhart bis Google” von Wolfgang Hagen. Der Essay ist 2013 im Merkur erschienen und spannt einen großen Bogen, der von mittelalterlicher Theologie bis ins Internet führt.
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Juli 02, 2024 - Keine Kommentare
Liebes Netzwerk Wisssenschaftsfreiheit,
erst einmal meinen Dank, dass sich so viele – und zwar auch ehemalige – Mitglieder Ihres „Netzwerks“ an der von mir mit Martin Zillinger (Köln) initiierten und betreuten "Offenen Stellungnahme" an unsere Bundesbildungsministerin beteiligt haben, darunter auch mein Siegener Kollege Prof. Dieter Schönecker. (mehr …)
Juni 17, 2024 - Keine Kommentare
Laudatio für Anne Weber zur Verleihung des Annette-von-Droste-Hülshoff-Preises 2024
Den „Schriftstellerinnen in Deutschland und Frankreich“ ruft Annette von Droste-Hülshoff zu:
Frischauf! – und will den Lorbeer man versagen,
O Glückliche mit unbekränzter Stirne!
O arm Gefühl, das sich nicht selbst kann lohnen!
Mehr ist ein Segen als zehntausend Kronen! (mehr …)
Juni 17, 2024 - Keine Kommentare
Liebe Daniela Strigl, liebe Jury-Mitglieder, liebe Gäste,
die Vorstellung, dass die Welt, die Annette von Droste-Hülsoff 1797 erblickte, das zu diesem Gebäude gehörige Schloss war, und dass sie innerhalb dieses damals schon uralten Gemäuers als Schlossfräulein aufwuchs, rückt sie mir in ungeheure Ferne. Lese ich hingegen in ihren Gedichten, Prosawerken und Briefen, ist sie mir immer wieder für Augenblicke eine Zeitgenössin und manchmal sogar eine Freundin — im Sinne jener illusionshaften, einseitigen Freundschaften, die sich durch Lektüre knüpfen lassen. (mehr …)
Mai 23, 2024 - Keine Kommentare
In der bundesdeutschen Geschichte haben Studentinnen und Studenten schon einmal die Gesellschaft derart in Atem gehalten, dass sie seitdem zwangsläufig als Vergleichsfolie herhalten müssen, wann immer sich an Universitäten etwas regt. Der Historiker Wolfang Kraushaar hat deshalb zuletzt in einem Interview die derzeitigen Proteste und die Bewegungen gegen den Vietnamkrieg, Notstandsgesetzgebung und Nazikontinuitäten verglichen, um Ähnlichkeiten herauszustellen, aber vor allem Unterschiede zu betonen. (mehr …)
Mai 21, 2024 - Keine Kommentare
I.
Als ich die Schriften von Salomon Maimon entdeckt habe, ist mir aufgefallen, dass die Art und Weise, wie Maimon mit anderen spricht, sich prinzipiell unterscheidet von der Art und Weise eines Gesprächs, wie wir es gewohnt sind. Irgendwann hatte ich die Idee, einmal nachzuschlagen, wie eigentlich der Fremdwörterduden den Begriff ›Dialog‹ definiert. Und dort steht tatsächlich: »Dialog […]: Gegenseitiger Monolog.«[1] Diese Definition ist apart, aber vielleicht muss man die Duden-Redaktion auch in Schutz nehmen: Es war ja nur ihre Aufgabe zu definieren, was ein Dialog ist, und es war nicht ihre Aufgabe zu definieren, was ein gelingender Dialog ist. (mehr …)
April 25, 2024 - Keine Kommentare
In der FAZ-Ausgabe vom Mittwoch schreiben Susanne Schröter und Ulrich Morgenstern:
„Die Wurzeln der postkolonialen Theorie reichen bis in die antikolonialen Bewegungen zurück, die Gelehrte wie Léopold Sédar Senghor (1906 bis 2001), Aimé Césaire (1913 bis 2008) und Frantz Fanon (1925 bis 1961) hervorbrachten. Sie alle schrieben gegen den europäischen Kolonialismus an und hatten eine ambivalente Beziehung zu Frankreich, dem Land, in dem ihre wissenschaftlichen und politischen Karrieren begannen. Senghor, der von 1960 bis 1980 Präsident des postkolonialen Senegal wurde, nahm eine entspannte Haltung zum Westen ein, was ihm von Linken den Vorwurf einbrachte, im Sinne des Neokolonialismus zu handeln. Senghors Publikationen sind aus den Leselisten postkolonial orientierter Dozenten verschwunden. Die Schriften des unversöhnlichen Kommunisten Césaire und des vom Algerienkrieg traumatisierten Fanon gehören hingegen zum Literaturkanon derjenigen, die den Westen gern als Inkarnation des Bösen darstellen.“ (mehr …)
April 12, 2024 - Keine Kommentare
Vorbemerkung der Redaktion: Die Autorin und der Autor hatten den Text konsequent mit Doppelpunkt als Gender-Sonderzeichen verfasst. Das entspricht nicht dem Merkur-House-Style und ist entsprechend geändert, gelegentlich in Doppelformen aufgelöst, öfter auch nicht.
Einleitung[1]
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus im deutschsprachigen Raum ist heute besonders wichtig, nicht zuletzt, weil vor allem der Antiziganismus, Antijudaismus/Antisemitismus sowie der antimuslimische und antischwarze Rassismus Hochkonjunktur haben. Das Ausmaß des Letzteren wurde jüngst u.a. in dem Bericht „Being Black in the EU“ (2023) der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte ermittelt. Der Bericht hält fest, dass der Rassismus gegenüber Schwarzen in den letzten fünf Jahren unverkennbar zugenommen hat. (mehr …)